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Michel Houellebecq

(b. 1958)

 

 

 

Michel Houellebecq
Das letzte Tabu
 

22. August 2005 Sein Ruf ist wirklich legendär. Das hat jetzt auch Oliver Stone erfahren müssen. Nachdem der amerikanische Regisseur sich im Frühsommer dieses Jahres mit dem französischen Schriftsteller Michel Houellebecq im Restaurant „White Lotus” in Hollywood zum Essen und zum Trinken getroffen hatte, wurde er, kaum hatte er sein Auto bestiegen, von der Polizei auf dem Sunset Boulevard gestoppt und wegen Einnahme und Besitz illegaler Substanzen verhaftet.

Michel Houellebecq: „Die Möglichkeit einer Insel”. Roman. Aus dem Französischen von Uli Wittmann. DuMont, Köln 2005. 380 Seiten, 22,90 Euro.

Text: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 21.08.2005, Nr. 33 / Seite 23

Für 15.000 Dollar kam er wieder frei. Irgend jemand mußte der Polizei einen Tip gegeben haben. Oder sie haben einfach gute Kontakte zur Literaturkritikerszene. Oder kalifornische Polizisten wissen einfach, was man heutzutage lesen muß. Und wieviel Wahrheit in Michel Houellebecqs Bewußtseinserweiterungsbüchern steckt. Da mußten sie Oliver Stone einfach stoppen.

Kein Chauffeur für Houellebecq

Houellebecq selbst ist in Kalifornien nicht Auto gefahren. Er ließ sich chauffieren von Journalisten und Pressebetreuern, die ihm stolz die phantastische Landschaft Kaliforniens zeigen wollten und dann doch ein wenig enttäuscht registrierten, daß er die ganze Zeit im Auto nur geschlafen hat. Zu Hause in Europa fährt er, wie er sagt, gern selbst. Und er fährt gern schnell. Er hat sich, als er begann, an seinem neuen Roman „Die Möglichkeit einer Insel” zu arbeiten, der in dieser Woche weltweit erscheint, einen Mercedes 500 SLK gekauft und raste damit über Land. Inzwischen hat er ihn gegen ein nicht ganz so schnelles Peugeot-Coupe eingetauscht, in dem er, Bach hörend, zum Beispiel von Südspanien bis nach Irland fährt. Doch seine Verlage, die mit ihm reich geworden sind, sind trotzdem beunruhigt und wollen ihm, zumindest auf seinen Lesereisen, immer einen Chauffeur zur Verfügung stellen. Michel Houellebecq lehnt das ab.

Der Held in seinem neuen Buch, Daniel1, fährt auch Mercedes, einen 600 SL, und er beklagt sich, daß Mercedes, einer alten Tradition folgend, alle Modelle auf eine Höchstgeschwindigkeit von 250 Stundenkilometern begrenzt, und wenn man diesen Daniel1 im Buch, auf seinen rasenden Liebesfahrten durch Spanien hinauf nach Frankreich, lesend begleitet, ist man Mercedes ehrlich dankbar für diese weise Regelung.

Eine Welt ohne Autos

Auch sonst wird viel geredet über Autos in Houellebecqs neuem Roman. Der Prophet einer Menschenklonungssekte auf Lanzarote, dem Daniel1 begegnet, rückt zum Beispiel entrüstet Presseberichte zurecht, wonach er einen großen Rennstall in Kalifornien besitze, obwohl er in Wahrheit doch nur einen Ferrari Modena Stradale und einen Porsche GT2 zu Hause habe. Und Daniel1 erläutert die Gründe, warum er von Bentley auf Mercedes umgestiegen sei, und schreibt später erleichtert in seinen Lebensbericht: „Ehrlich, worüber sollten sich Männer bloß unterhalten, wenn es keine Autos gäbe?”

Vielleicht über Sex?

Oder das ewige Leben?

Das Unglück des Alterns?

Nietzsche?

Oder die Liebe?

Das sind die Themen von Michel Houellebecqs neuem Roman. Es sind seine alten. Er hat seine Kunst verfeinert und seine Visionen verdüstert. Aber der Houellebecq der „Möglichkeit einer Insel” ist derselbe, der er in seinem Welterfolgsroman „Elementarteilchen” war und von dem er in seinem letzten Buch „Plattform” ein wenig abgewichen war. Er hat zurückgefunden: Wir sind am Ende der Welt, wohl zweitausend Jahre weit in der Zukunft. Es gibt fast keine Menschen mehr. Einige Horden von verwahrlosten Wilden bevölkern noch die Trümmer von New York und von Madrid. Aber das sind nur letzte Spuren, die kaum noch etwas Menschliches haben. Unsere Nachfolger haben die Herrschaft übernommen, die „Neo-Menschen”, Klone der Menschen von einst. Klone, die ewig leben, denen jedoch alle menschlichen Regungen wie Lachen, Weinen, Güte, Mitleid und die Liebe nur leere Begriffe sind. Sie vegetieren dahin, in ihrer Ewigkeit.

Die Möglichkeit des Glücks

Da hat Houellebecq viel von seinem strahlenden Weltuntergangsoptimismus der „Elementarteilchen” verloren, wo der neue Mensch, nach dem Untergang der Menschheit, am ganzen Körper mit lustempfindenden Krause-Endkolben übersät sein sollte, um so das vollkommene körperliche Glück zu erfahren. Nein, in seinem neuen Buch sind die neuen Menschen leer und ohne Krause-Endkolben, und nur wenige, wir erfahren nur von zweien, haben eine romantische Ahnung von ihren Vorgängern mitbekommen, die sie veranlaßt, sich aufzumachen und zu suchen. Denn sie glauben an „die Möglichkeit einer Insel”, an die Möglichkeit des Glücks.

Das Wissen über die vergangene Welt haben sie aus den Berichten ihrer Vorgänger erhalten. Denn jeder alte Mensch, der beschloß, sich nach dem Tode klonen zu lassen, und seine DNA ablieferte, mußte einen Bericht schreiben. Über sein Leben, sein Leiden, seine letzten Tage als Mensch. Wir haben den Bericht von Daniel1, der immer wieder unterbrochen wird von den Kommentaren seiner Nachfolger, Daniel24 und Daniel25.

Daniel1 ist eine echte, große, unfaßbare Houellebecq-Figur. Zynisch, lustig, sexbesessen, leidend, reich, schmächtig, böse und so traurig und unbedingt romantisch wie niemand sonst. Selbstironisch unbesorgt, gibt Houellebecq seinem Helden jede Menge seiner eigenen Eigenschaften und Äußerlichkeiten mit, er wohnt, wie sein Erfinder, in einem großen Haus bei Almeria in Spanien, trinkt viel, liebt seinen kleinen Hund, einen Corgi, wie sich selbst, fährt Mercedes, hat die weltweit größte Aufmerksamkeit und das meiste Geld für Islam-Beschimpfungen erhalten, und daß Houellebecq wie Daniel1 die Frauen und ihre Körper schätzt, das hat man auch schon irgendwo gehört oder gelesen.

Gruppensex mit Palästinenserinnen

Daniel1 ist Komiker, nicht Schriftsteller. Er entdeckte sein Talent in einem All-inclusive-Ferienclub in der Türkei, als er beim Mitmachabend unter dem Motto „Sie haben Talent” einen Sketch über eine blutige Revolte in jenem Club vorführt, die dadurch ausgelöst wurde, daß eine achtzigjährige Engländerin einem fetten Deutschen die letzten Frühstückswürstchen am Buffet vor der Nase weggegessen hat. Ein Riesenerfolg. Aber nichts gegen sein späteres Islamverspottungsprogramm „Am liebsten Gruppensex mit Palästinenserinnen”, das ihn kurzzeitig von den Tageszeitungsseiten „Kunst und Kultur” in die Rubrik „Justiz und Gesellschaft” wandern ließ.

„Ohne Zweifel der Höhepunkt meiner Karriere”, schreibt er, der ihm, wie seinem Erfinder nach dessen Satz vom Islam als der „dümmsten Religion”, Strafanträge von muslimischen Vereinen und Bombendrohungen einbringt und viel, viel Geld. Akribisch zählt er sein wachsendes Millionenvermögen auf. Eigentlich sind seine Spott-Themen ja ausschließlich die Weltbeherrschungsthemen Sex und Geld, aber der einfache Erfolg, den man mit Religionsbeschimpfungen erzielt, ist einfach zu verlockend. „Gleich zu Beginn kam ich auf den Nahost-Konflikt zu sprechen - ein Thema, mit dem ich in den Medien schon ein paar schöne Erfolge erzielt hatte”, schildert er gut gelaunt sein eigenes Programm.

Kühle Verzauberung

Und sonst schildert er nur eins: die Liebe. Die Erinnerung an seine erste Frau wischt er schnell schlecht gelaunt beiseite, er kann sich beim besten Willen nicht mehr erinnern, warum er sie einmal geheiratet hat, aber dann, nach dem Beginn seines Erfolges, lernt er die Liebe kennen. Isabelle ist Chefredakteurin des körperbetonten Jungmädchenmagazins „Lolita”, und die beiden erleben miteinander das große Glück zu zweit. Und man muß sagen, daß Michel Houellebecq seine Körperbeschreibungskunst, seine Rücksichtslosigkeit, seine Präzision und seine kühle Verzauberung beim Beschreiben des weiblichen und mitunter auch des männlichen Körpers und die Beschreibung der Momente ihrer vollkommenen Verschmelzung noch einmal erweitert und perfektioniert hat. Irgendwann beschließt die Traumfrau Isabelle, sie sei zu alt für Daniel, ihr Körper werde schlaff, sie wünsche, daß er sich neu verliebe. In eine andere Frau.

Und Daniel trauert, wartet, trauert weiter, bis er endlich Esther findet. Zweiundzwanzig, praktisch unbekleidet, sorglos, willig, wunderschön. „Wie alle hübschen Mädchen war Esther im Grunde nur zum Vögeln da, und es wäre absurd, etwas anderes von ihr zu erwarten”, schreibt Houellebecq, und man kann den kleinen gescheitelten Mann mit der ewigen Zigarette und dem wächsernen Gesicht förmlich kichern sehen, den runden Kopf zwischen die Schultern gezogen, als er diesen Satz aufgeschrieben hat.

Das Alter ist gnadenlos

Und die beiden, Esther und Daniel, tun also dies eine, für das die schönen Mädchen allein bestimmt sind, und sein Glück scheint endlich vollkommen, doch auch er wird vom Altern aus der Bahn geworfen. Er ist Mitte Vierzig, in ihrem ganzen Freundeskreis ist keiner über Mitte Zwanzig. Er geht mit ihnen aus, und er wird sie verlieren. Das Alter ist gnadenlos: „Seit zehn Minuten hatte ich eine irrsinnige Lust, ihnen zu sagen, daß auch ich diese Welt gern kennenlernen, mich mit ihnen amüsieren und die Nacht durchmachen wollte; ich war bereit, sie anzuflehen, mich mitzunehmen. Doch dann sah ich zufällig mein Gesicht in einem Spiegel und kapierte: Ich war hoch in den Vierzigern, mein Gesicht war sorgenvoll und starr, von Lebenserfahrung, Verantwortung und Kummer gezeichnet: ich sah wirklich nicht wie jemand aus, mit dem man Lust haben könnte, sich zu amüsieren. Ich hatte keine Chance.”

Das ist die große Kunst von Michel Houellebecq. Die Ehrlichkeit, die Präzision, die Schonungslosigkeit, die Wahrheit seines Schreibens. Der heilige Ernst und seine große, große Traurigkeit. Die Unausweichlichkeit von allem.

„Die Möglichkeit einer Insel” ist ein Roman über das Unglück des Alterns. Neben allen Thesen vom Ende der Religionen und dem Traum vom neuen Menschen, von Nietzsche und vom Ende der Liebe ist es vor allem anderen dies: ein Buch der Angst. In seinen Visionen wird in naher Zukunft eine Selbstmordwelle durch die Welt gehen, der die meisten Frauen über vierzig und die Männer über fünfzig zum Opfer fallen. Die Lücke zwischen dem totalen Körperkult der Gesellschaft und der Unmöglichkeit der Liebe ist für keinen mehr zu schließen.

Der Mann, der alle Tabus gebrochen hat, schreibt: „Der Altersunterschied war das letzte Tabu, die äußerste Grenze, die dadurch, daß sie die letzte blieb und alle anderen ersetzt hatte, besonders massiv war. In der modernen Welt konnte man Swinger, bisexuell, transsexuell, Sodomit oder Sadomaso sein, aber es war verboten, alt zu sein.”

Und auch der neue Mensch ist in dem Buch kein Ausweg mehr. Die gesuchte Insel gibt es nicht. Die mögliche Insel ist eine Illusion.

taz Nr. 7753 vom 27.8.2005, Seite 21, 285 Zeilen (Kommentar), GERRIT BARTELS

Der Hofnarr zweifelt wieder

Kein Kampf mehr, kein Aufbegehren, keine Erektion, alles Biologie: Aus den katastrophischen Auswirkungen des Alters wird in Michel Houellebecqs neuem Roman "Die Möglichkeit einer Insel" wieder die ganz große Abrechnung. Übertroffen nur von der Heftigkeit seiner Kritiker in Frankreich

VON GERRIT BARTELS

Michel Houellebecq: "Die Möglichkeit einer Insel". Aus dem Französischen von Uli Wittmann, Dumont, Köln 2005, 443 Seiten, 24,90 €

Michel Houellebecqs neuer Roman "Die Möglichkeit einer Insel" ist ein trauriger Roman. An seinem Ende steht die Erkenntnis, dass gerade die lautesten Schreie nach Liebe nie erhört werden und dass das Streben nach ein bisschen Glück zwar berechtigt, aber selten von Erfolg gekrönt ist. Und trotzdem geht es nicht ohne Liebe und Glück, nicht mal bei den potenziell "neuen" Menschen in einer fernen Zukunft. Gleichzeitig ist "Die Möglichkeit einer Insel" ein durchaus lustiger und quasselseliger Roman, der viel Aufwand betreibt, um zu seiner nicht ganz so weltbewegend neuen Erkenntnis von der Vergeblichkeit der Glücks- und Liebessuche zu kommen. Aufwändig ist er dabei nicht so sehr formal und stilistisch, das war noch nie Michel Houellebecqs Anspruch - ganz im Gegenteil, Schlichtheit ist hier erste Schreibpflicht -, sondern im Ersinnen von hübsch naturalistisch-sexistisch-abenteuerlichen Szenarien, die den Lesefutteranteil seines Romans bis zum Ende schön hoch halten.

Im Science-Fiction-Überbau etwa leben die "Neo-Menschen" Daniel 24 und später sein genetischer Nachfolger Daniel 25 getrennt von anderen Neo-Menschen in ihren so genannten Intermediar-Stadien, und zwar nach den Lehren der "Höchsten Schwester" von "Central City". Um sich ganz auf die Ankunft der "Zukünftigen" vorzubereiten und nicht die Fehler von einst zu machen, um die Schwächen, Neurosen und Zweifel der Menschheit überwinden zu können, studieren die Danielklone sehr genau die diesen Roman größtenteils konstituierenden Lebensberichte von Daniel 1, ihres Ursprungsdaniels.

Dieser war ungefähr zweitausend Jahre zuvor ein zwar erfolgreicher, politisch unkorrekter, moralisch indifferenter, aber auch gebrochener und frustrierter Komödiant: Das Ende der Jugend und der Schönheit machen ihm zu schaffen, das unerbittliche Altern und die ewige Lust auf Sex. "Der einzige Ort auf der Welt, an dem ich mich je wirklich wohlgefühlt hatte, war in den Armen einer Frau, wenn ich tief in ihrer Scheide steckte", sagt er einmal. Bald darauf landet er in einer Sekte, dessen Chefwissenschaftler intensiv an der Herstellung eines künstlichen Menschen arbeitet, dem Prototyp der Daniels 2 bis 25.

Nun ist der Aufwand dieser Szenarien nur unwesentlich größer als die Heftigkeit des Wirbels, den Houellebeqcsr Roman schon im Vorfeld seines Erscheinens in Frankreich ausgelöst hat. So gab es vom Verlag Fayard, der Houellebecq für viel Geld von seinem Stammverlag Flammarion abwarb, Rezensionsexemplare nur für ausgewählte Kritiker. Wer leer ausging, musste sich mit einer ausschließlich Houellebecq gewidmeten Sondernummer der Rockzeitschrift Les Inrockuptibles begnügen. Neben vielem wieder abgedruckten Bild- und Interviewmaterial gewährte Houellebecq der Zeitschrift immerhin einen Besuch in seinem Domizil in Südspanien und verriet dabei den Reportern so Weltbewegendes wie seine Vorliebe dafür, beim Schreiben Bach und Pink Floyd zu hören; oder dass er inzwischen seinen Mercedes 500 SLK gegen einen Peugeot Coupé ausgetauscht habe, um damit nach Irland zu düsen und seinen Hund Clément wiederzufinden, "der Einzige, der sich der ganzen probeweisen Schriftstellerei verweigert".

Werbestrategie hin oder her, jedenfalls rächte sich der ebenfalls nicht mit einem Vorabexemplar bestückte Literaturchef des Figaro, Angelo Rinaldi, zwei Wochen vor Romanveröffentlichung am 1. September in Frankreich mit einem heftigen Verriss: Er erklärte, er hätte das Buch auf einer Parkbank gefunden, es wäre wohl beim Transport aus dem Lastwagen gefallen, von jemand angelesen und dann auf besagte Bank gelegt worden.

Zu allem Überfluss gibt es dieser Tage in Frankreich eine - natürlich nicht autorisierte - Houellebecq-Biografie des französischen Journalisten Denis Demonpion, in der dieser zum Beispiel "enthüllt", Houellebecq hätte sein Geburtsjahr um zwei Jahre nach hinten verlegt, von 1956 auf 1958. Auch sonst versuche er, so viele biografische Spuren wie möglich zu verwischen. (Wer will das einem Schriftsteller wie Houellebecq verdenken?)

Gut vorstellbar, dass Michel Houellebecq sich bei dem ganzen Zauber tatsächlich sehnsüchtigst wünscht, eines Tages ein autark lebender Michel 25 oder ein Michel 26 zu sein; dass er selbst "die Existenz einer residuellen geistigen Tätigkeit" führen möchte, "die keinerlei Interessen verfolgt und der reinen Erkenntnis gewidmet ist". Sogar, nur noch Körper sein zu wollen, nimmt man ihm als Traum ab, auch wenn das niemals gelingt.

Zumindest dürfte Houellebecq sich bestätigt fühlen in seiner abermaligen Beschreibung des Verfalls der postmodernen Gesellschaft und mehr als nur einen Gleichgesinnten haben in seiner Hauptfigur Daniel 1, Komiker und "Humanist wider Willen", Islamverhauer und Regisseur von Filmen wie "Lasst uns Miniröcke mit dem Fallschirm über Palästina abwerfen".

Weniger gut nachzuvollziehen aber ist der aufgeregte Zauber um "Die Möglichkeit einer Insel" vor dem Hintergrund, dass Michel Houellebecq mit seinem Buch vor allem seine seit dem 94er-Büchlein "Ausweitung der Kampfzone" verwandten Motive, Themen und Figuren samplet und dabei überhaupt keinen Hehl mehr daraus macht, auf welcher richtigen und moralisch einwandfreien und romantischen Seite des Lebens er sich selbst stehen sieht. Das hatten wir in den diversen Ausformungen doch schon mal: den radikalen Individualismus, an dem unsere Gesellschaft zugrunde geht, das Streben nach immer mehr Sex und immer mehr Geld, die Geld-ist-Sex-und-Sex-kostet-Geld-Schlawinereien, das Versiegen der Liebesfähigkeit, die Sache mit dem Altern und überhaupt all die ganzen Perversionen des Lebens. Und im Gegensatz dazu die Gentechnologie, das Züchten von "Neo-Menschen", die leise Hoffnung auf einen tatsächlich neuen Menschen, ja selbst die "Insel", Lanzarote, auf der die Elohimiten, besagte Sekte, ihr Hauptquartier haben. All das ist nicht so ganz frisch.

Neuer ist, dass Houellebeqcs Daniel 1 nicht nur eine zynische, geld- und sexgierige Drecksau ist, sondern von Anfang an eine Figur mit schwer gebrochener Persönlichkeit. Er durchschaut die eigene Branche und ihre Verwandten (Film, Pop, Medien) schon lange; ja, er verzweifelt daran, weil er alle zugkräftigen Themen wie Rassismus, Pädophilie, Kannibalismus etc. schon durchprobiert hat und weiß, dass nur die Pornografie immer wieder zieht; und er taugt dann nicht mal zu einer Balzac'schen Figur, weil er seinen Millionen nicht noch mehr Millionen hinzufügen will und sich mehr oder weniger zur Ruhe setzt.

Daniel 1 ist ein Durchblicker, wahlweise ein Clown, ein Spion, ein Hofnarr, eine Art Kollaborateur: "Ich ersparte der Welt schmerzhafte und überflüssige Revolutionen - denn die Wurzel aller Übel war biologisch bedingt und unabhängig von jeder erdenklichen Form gesellschaftlicher Veränderung; ich sorgte für Klarheit, verhinderte aber die Aktion und vernichtete die Hoffnung; meine Bilanz war ziemlich gemischt."

Kein Kampf mehr, kein Aufbegehren, keine Erektionen, alles Biologie, alles Schlaffheit, und dann das Alter und seine katastrophischen Auswirkungen mitsamt dem Krieg der Generationen: Das ist die Quintessenz aus diesem Roman, mit der Houllebecq frühzeitig herumzuwedeln beginnt und mit der er sich selbst die Spitze aller Radikalität, aller Provokanz nimmt, um schließlich vor allem viel catchy Leerlauf zu produzieren. Man ist da schnell einverstanden mit ihm, "genau, so ist es doch!", man weiß schnell, dass das mit der Liebe von Daniel zu der 22-jährigen Esther eine einseitige Sache ist, und findet es nur noch halb so schlimm, wenn ihn die Jungen bald nicht mehr mitmachen lassen und er nur noch seinen Tod herbeisehnt. Dass das zweitausend Jahre später mit Daniel 25 ebenfalls nichts wird, als dieser entgegen der Lehre der "Höchsten Schwester" ausbricht aus seinem intermediären Dasein und die Möglichkeit einer Insel auskundschaftet, die Möglichkeit von Liebe, Fürsorge, Geborgenheit, und nichts davon findet, das ist nicht mehr nur traurig, sondern schlimmer: die pure Resignation.

 

N Z Z  Online

 

Neue Zürcher Zeitung, 27. August 2005, Ressort Feuilleton

Der verbesserte Affe und die leere Zukunft

Michel Houellebecqs Klon-Roman «Die Möglichkeit einer Insel»

Seit dem weltweiten Erfolg seines Romans «Elementarteilchen» gilt der französische Autor Michel Houellebecq als eine Art soziologisches Phänomen. Die Themen, welche er aufgreift, beunruhigen die Gesellschaft. Im neuen, soeben in mehreren Sprachen erschienenen Buch wirft er einen Blick in die Zukunft der geklonten Menschheit.

Thomas Laux

Michel Houellebecq: Die Möglichkeit einer Insel. Roman. Aus dem Französischen von Uli Wittmann. Dumont-Verlag, Köln 2005. 443 S., Fr. 44.90.

Vor einigen Wochen konnte man erfahren, dass in Südkorea mit «Snuppy» der erste geklonte Hund zur Welt gekommen ist. An solche Meldungen werden wir uns künftig gewöhnen müssen. Michel Houellebecq, dessen neuer Roman «Die Möglichkeit einer Insel» jetzt ebenso punktgenau wie verlegerisch ungewöhnlich zugleich mit dem französischen Original auf Deutsch – und noch in fünf andere Sprachen übersetzt – erscheint, wusste davon vermutlich nichts. Indessen: Auch in seinem neuen Roman taucht ein geklonter Hund (namens Fox) auf, dessen Urklon dann sogar, genau wie der der erzählenden Figuren, in die Zukunft weitergereicht wird, bevor das Ganze in der 25. Generation – grob gerechnet tausend Jahre später – jäh unterbrochen bzw. sabotiert wird, weil einer der sogenannten «Neo-Menschen» ausschert und nicht mehr mitmachen will.

Phänomenologie der Langeweile

Natürlich geht es hier nicht um das Klonen von Hunden. Wie in seinen bisherigen Romanen nimmt sich Houellebecq gesellschaftliche Entwicklungen vor und verhandelt sie im Kontext des existenziellen Unbehagens und der Obsessionen seiner Protagonisten. Normalerweise sind dies leere, einsame Wichte, kaputte Bukowski-Figuren, die mit Surrogaten hantieren und in Kompensationsmustern denken. Der heute 47-jährige Houellebecq erweist sich dabei als skrupulöser Phänomenologe der Langeweile. Und dennoch hat er auch das Zeug zum Romantiker. Ein leicht melancholisches Tremolo schwingt bereits mit, wenn es heisst: «In der modernen Welt konnte man Swinger, bisexuell, transsexuell, Sodomit oder Sadomaso sein, aber es war verboten, alt zu sein.»

Houellebecqs neuer Roman folgt den diversen Verfallserscheinungen seiner (nunmehr regenerierbaren) Protagonisten und entwickelt sich vor allem zu einem Menetekel in Sachen Klon-Optimismus. Von wegen schöne heile Welt: Houellebecq legt eine visionäre, auch sehr düstere, ja apokalyptische Sicht der menschlichen (Klon-)Zukunft vor, eine, die jedwedem Gerede von den – beispielsweise therapeutischen – Chancen dieser wissenschaftlichen Entgrenzung Hohn spricht. Voltaires «beste aller Welten» («Candide») geht da allenfalls noch als schlechtester Witz aller Zeiten durch. Nein, das hier ist Cioran im Quadrat.

Es stellen sich Daniel1, der genetische Prototyp des «Neo-Menschen», sowie Daniel 24 und 25, die vierundzwanzigste und dann die fünfundzwanzigste Generation dieses Urtyps, vor. Abwechselnd melden sich in erster Linie Daniel 1 und 24 zu Wort. Die beiden letzten Daniels (24 und 25) beziehen sich immer wieder auf jenen Bericht, den Daniel 1 über sich und seine Sicht der Dinge verfasst hat und den wir auch als Leser vorgelegt bekommen. Bald wird deutlich, dass im Laufe der Klonvorgänge mit jedem einzelnen Daniel-Darsteller erhebliche Veränderungen stattgefunden haben. Daniel 2 und 3 konnten beispielsweise noch lachen, zumindest unter Alkohol; Daniel 24 versteht nicht mehr, was mit Lachen gemeint sein könnte. Freudlosigkeit ist überhaupt das herrschende Grundgefühl, und sie nimmt ständig zu.

Doch bereits bei Daniel 1 sind die emotionalen Ab- oder Aufweichungen erheblich, der Sex mit Freundin Isabelle entwickelt sich zum zynischen Konstrukt ohne Sinnlichkeit, es wird überhaupt immer schwieriger, den Reiz am Geschlechtlichen aufrechtzuerhalten, ganz abgesehen von der obsolet gewordenen Frage: Warum sich noch vermehren? Daniel 1 empfindet Ekel angesichts aller Kreatürlichkeit – deutlich ein Houellebecqscher Topos – und beklatscht die Einführung von «child-free zones» für alle, die Babygeschrei, Gesabber und den Anblick schmutziger Windeln satt haben. Stattdessen verschafft er sich via Internet den sexuellen Kommunikationsersatz mit Frauen, die ihm all das zeigen, was er sehen will. Willkommen also in der selbstreferenziellen Single-Masturbationsgesellschaft. Gewiss: Über diese wird heute bereits geklagt; aber hier erscheint alles doch noch einen perversen Kick antisozialer und solipsistischer.

Glücksverheissungen

Daniel 1 bis 25 sind durch die Bank misanthropische, wahlweise misogyne, jederzeit zynisch-abgehalfterte Figuren bzw. Abziehbilder, deren Hauptproblem ihre zunehmende Orientierungslosigkeit ist. Wo ist die alternative Glücksverheissung? Daniel 1 sucht dieses Glück phasenweise noch auf Lanzarote bei der religiösen Sekte der «Elohiten», deren alternder «Prophet» sich ganz der Promiskuität verschrieben hat und jegliche Moralvorstellung verwirft. Diese Sequenz nimmt einen erheblichen Teil des Romans ein (was nebenbei auf den Autor selbst verweist, der kürzlich in einem Interview sagte, mit dem Thema Sexualität zwar «durch» zu sein, mit Fragen der Religion aber noch lange nicht – ein Hinweis auf seinen nächsten Roman?).

Der einzig wahre Freund für Daniel 1 bleibt nach Lage der Dinge sein – später durchgeklonter – Hund Fox. Ihm gegenüber verbucht auffallenderweise auch die ganze Daniel-Klonstaffel noch Rudimente eines längst ausgemerzten Gefühls – Sympathie oder Liebe –, und vor allem der Letzte, Daniel 25, zeigt sich da von einer sentimentalen Seite. Das hat einen nachvollziehbaren Grund, denn er ist quasi allein mit dieser Kreatur. Vieles ist bis dahin passiert. Auf der Erde hat es, von Aids ganz abgesehen, verheerende Epidemien gegeben; durch weltweit gravierende Klimaveränderungen – Eisschmelze, Dürre – und den Einsatz von Thermonuklearbomben sind ganze Kontinente verschwunden.

Das simple Nichts

Dieser letzte Daniel hat aus freien Stücken «die abstrakte, virtuelle Gemeinschaft der Neo-Menschen» verlassen, um den Zyklus von Tod und Wiedergeburt aufzubrechen. Er zieht mit Hund Fox durch ein verwüstetes, verstrahltes, fast menschenleeres Spanien, stösst in einer Burg auf letzte Relikte menschlicher Zivilisation, auf kaputte Handys und Computerkrimskrams. Nur mechanische Dinge wie eine Rolleiflex, so der kleine antimodernistische Seitenhieb, funktionieren noch. Menschen gibt es einzig in Form einiger versprengter Wilder ringsherum; die Kontakte mit ihnen gestalten sich archaisch, ja feindlich. Das Mittelmeer ist eine einzige sumpfige Zone, das Wasser knapp. Daniel 25 wandert, einem Zombie gleich, «dem simplen Nichts entgegen». Als Fox von den Wilden getötet wird, ist klar, dass der Hund nicht regeneriert werden kann; und Daniel selbst, dem Klon Nr. 25, blüht das gleiche Schicksal. Er ist, wie er fast abwinkend festhält, nicht mehr als ein «verbesserter Affe» und konstatiert schliesslich lapidar und emotionslos: «Die Zukunft war leer.»

Der Mensch kann sein Glück nicht finden, so die unverschlüsselte Botschaft. Michel Houellebecq hat in diesen Roman ziemlich alles hineingelegt, was man sich aus kulturpessimistischer Sicht nur denken kann. Seine Vision erscheint komplex, ebenso ambitioniert wie nihilistisch; gleichzeitig, und gerade in den ruhigen Passagen des Buches, gibt es Momente purer Poesie, die nicht nur wie Balsam wirken, sondern gerade in der geschilderten Endzeitatmosphäre einen flüchtigen Moment prekären Glücks vermitteln. Der sterbende Replikant in Ridley Scotts Film «Blade Runner», dem die Zeit verrinnt wie Glasperlen in der Hand, konnte seinem Kontrahenten immerhin noch Folgendes mit auf den Weg geben: «Ich habe Dinge gesehen, wovon ihr Erdenmenschen nur träumen könnt.» Der Mensch bei Houellebecq wird diese Schönheit nicht kennen lernen.

  


Michel Houellebecq's "The Possibility of an Island" will be published in English in November by Weidenfeld & Nicolson. This will be his fifth novel translated into English and the first since his controversial novel "Platform" appeared in 2001. The book "Atomised" (published as "The Elementary Particles" in the US) first turned heads in Houellebecq's direction in 1998 -- a novel which the New York Times called a "deeply repugnant read." The novel also brought him critical success in the form of the 2002 International IMPAC Dublin Literary Award

DER SPIEGEL 34/2005 - August 22, 2005
 

Michel Houellebecq's New Novel
 
Can Humans Survive Without Sex?

By Romain Leick

Michel Houellebecq is back. In his new book "The Possibility of an Island," he tells a virtuoso tale of sex, science fiction and sect madness, delivering what is bound to be the hit of the fall literary season -- and ponders just how important sex drive is to the human condition.

It doesn't take him long to get to his anatomical point; it only takes three pages and about 50 lines for the vagina to make its first appearance. Michel Houellebecq, the sharp-tongued observer of current reality, the harbinger of middle-class misery, the dispassionate witness to the decline of postmodern society, is in his obsessive element: the female gender as the focal point of a life that is otherwise nothing but an arduous journey that offers no particularly convincing reason to be completed.

"The only place in the world where I have ever felt truly happy was in the arms of a woman, as I was penetrating deep into her ... The fact that something like a pussy even existed was already a blessing in itself." This is the voice of Daniel, the tragicomic hero of the new Houellebecq novel soon to appear in bookstores in France, Germany, England, Italy and the Netherlands. One can assume that these words accurately reflect the author's own philosophy.

For almost four years, since he published his last work, "Platform," a novel about sex tourism, the reclusive Frenchman has remained silent and invisible. One could have imagined Houellebecq living in Ireland, a tax haven for artists and writers, to escape France, that "dreary bureaucratic state" as he calls it, with its unrelenting tax authorities. In reality, Houellebecq spent those years living in southern Spain, like a German retiree, where he worked without interruption on his latest novel, the perfected synthesis of his previous works including novels, short stories and poetry collections.

Autumn's literary hit

His hair became thinner and he lost, as he says, "a bunch of teeth," because he was so busy writing that he didn't have time for dentists. He bought a big Mercedes so that he could relate to the typical male fascination with big, fast cars. Predictably enough, the experiment was unsuccessful. He also studied, with great interest, the rapid erosion of social structure in Spain, long a backwards, conservative Catholic country, which has quickly transformed itself into a libertarian, modern society. The result of his observations and work is now finished and, even before the new novel appears in book stores, it's already clear that it will be this fall's most talked-about and hottest-selling book, with an initial printing of 200,000 copies in France and 40,000 in Germany.

In his native France, which isn't exactly his favorite place, Michel Houellebecq, 47, is already the most widely-read author of his generation, the "French Harry Potter for adults," according to literary specialist Marc Fumaroli of the illustrious Académie Française.

The Fayard publishing house -- which lured its star away from another publisher, Flammarion, and guaranteed him a fee of almost €1.5 million, a sum considered pure lunacy in France -- treated the manuscript like a secret weapon of mass destruction. Only a few carefully chosen journalists (including our SPIEGEL correspondent) received advance copies, and only after they had signed a confidentiality agreement. The move enraged the rest of the journalistic world, but it also created a feverish sense of anticipation that is now approaching its feverish climax.

Last Thursday, French daily Le Figaro one of the publications Fayard had left out in the cold, sarcastically pretended to have found a forgotten copy of the novel on a park bench. The paper's literature columnist, Angelo Rinaldi, also a member of the Académie Française, got his revenge by transferring his imagined copy of the new Houellebecq into a virtual garbage can. "Nothing," he wrote, "could be more barren, more pathetic or more obscure."

Dirty secrets

French music and culture magazine Les Inrockuptibles was the only publication that was granted an interview with Houellebecq at his home in Andalusia. Without even having read his new novel, Les Inrockuptibles dedicated a special issue, complete with an exclusive interview on DVD, to its cult author.

By now Houellebecq, a complete unknown only ten years ago and himself the archetypical representative of the "simple people" he analyzes is even being granted the honor of a first biography -- unauthorized, of course -- which supposedly reveals his own little dirty secrets.

"Help, Houellebecq is back!" writes despairing essayist Eric Naulleau, predicting a "literary nose-dive," while Spanish dramatist Fernando Arrabal rushes to his friend Houellebecq's side with a defense.

Houellebecq cultivates the depressive, which is what makes him so offensive and, for many, intolerable. He feeds on Schopenhauer's cosmic pessimism, to which he is more than happy to relate. His style is not to have a style. Casually and indifferently, he describes life as an endless scream of suffering, combining the obscene, the banal and the visionary, often without any transitions. His irony is so dark that it seems almost imperceptible. Houellebecq doesn't think of himself primarily as a storyteller, but as a social barometer that portrays radical changes in morals and the downfall of mankind in its current form -- a Balzac-light of contemporary human comedy.

His critics -- usually little more than jealous, hate-filled pursuers -- succumb to a fatal misunderstanding: Just because Houellebecq describes, with provocative flatness, a flat, self-destructive world, the result itself isn't flat and hollow. His subject is the modern trash that pervades all elements of life in a pleasure-seeking society, but that doesn't make the novel itself trash.

Clones and Stone Age savages

"The Possibility of an Island" is an encounter between naturalism and science fiction. The story unfolds at two levels: a current level, portrayed as the life story of humorist and comic Daniel 1, and a future level, in which the world, after experiencing global catastrophes that are never described, only suggested, is populated with Stone Age savages and cloned neo-people.

Daniel 24 and 25 are the reincarnations, in the 24th and 25th generation, of their genetic ancestor, Daniel 1. They comment on the autobiography he left behind, often helplessly struggling to understand what their ancestor wrote.

Like all his fellow sufferers, Daniel 1, who lampoons decadent, declining Western civilization in his provocatively comic cabaret act, is just searching for happiness. It remains out of reach, because the condition of happiness is unconditional love, and that's something Daniel can only expect from his dog, Fox. Two women figure in the life of this first Daniel: Isabelle, the frighteningly intelligent editor-in-chief of a Paris magazine for girls, and Esther, a second-tier but breathtakingly sensual Spanish actress. Both relationships fail, and both fail for tragicomic reasons. Isabelle isn't sufficiently fond of sex, because sex makes intelligence essentially irrelevant. Although she is willing, she only permits Daniel to penetrate her from behind, and even closes her eyes to avoid having to witness what she considers an animalistic act. Esther, on the other hand, isn't sufficiently fond of love. For her, sex is nothing more than an entertaining game, one in which she commands all registers: vaginal, oral, anal. She breaks up with Daniel at her own birthday party, a giant orgy -- leaving Daniel as the only guest who remains sexually unsatisfied on that evening.

This scene points out the basic principal on which, according to Houellebecq, Western society is based: "Escalating sensual desire to the point of intolerability, and making it more and more difficult to satisfy." Although Daniel deals with this contradiction in many of his comic routines, that doesn't prevent him from falling into the same trap himself.

Sex as a purely mental condition?

Daniel quickly believes that he has figured out the reason for his frustration: He is the only person at the party over 25. Age is a shipwreck, because the ability to have sex and access to sex begin to disappear, while desire never completely expires.

In the almost unbearable final stage of life, sex becomes a purely mental condition, as the pitiful victim -- with the body of an old man filled with youthful desire -- can think of nothing but sex. This brings life to an end, because all energy is of a sexual nature. Daniel, desperately searching for the vanished Esther, consequently commits suicide -- and Houellebecq prophecies that life expectancy for sexually-frustrated mankind will begin dropping drastically very soon, to about 50 for women and 60 for men.

In contrast, the desire for immortality persists; in fact, it's the only aspect of religion that's left. Daniel 1 has joined the sect of Elohim, who, thanks to revolutionary reproductive technology, promises her disciples endless rebirth, a process even better than cloning: The troublesome childhood phase is skipped, and when the old model dies the new one is delivered within 24 to 48 hours. Now that's customer service.

Thanks to this process, both Daniel and his dog Fox survive genetically, but without being the same person (or dog). The causes of suffering have been bred out of neo-man, as have all desires and emotions. Neo-man lives in a seemingly pure reality, strictly isolated, and is only able to communicate electronically. The only energy neo-man has retained is a weakened, non-tragic, merely life-preserving form of energy sufficient to ensure intellectual capacity in the form of liberated thought.

Lust equals life

Is this redemption -- the absence of pain, individual freedom and independence? But neo-man doesn't find happiness. The monotony, the routine of life interrupted only by sporadic exchanges of thoughts, leads to sadness, melancholy and apathy. It seems that man is unable to abandon his lust for life, after all.

In the end, two neo-people, Marie 23 and Daniel 25, embark on a journey, one setting out from the ruins of New York, the other from the arid landscape of southern Spain, in search of a new society, an unknown paradise, perhaps near Lanzarote in the Canary Islands. They discover a poem that Daniel 1 sent to Esther shortly before his death and, defying all reason, allow themselves to be carried away by the promise of uncertainty:

"And the love that makes everything so easy, Gives you everything, gives it to you immediately; There exists, in the middle of time, The possibility of an island."

Could it be possible? In the end, Houellebecq the depressed, the exhausted, the stressed, Houellebecq the scandalous sex addict, the embodiment of weltschmerz, turns into what he has always been: an incurable romantic.

Translated from the German by Christopher Sultan

 

36/2005 

Der geklonte Roman

Michel Houellebecq will sich mit seinem Opus magnum zum Untergang des Abendlandes selbst überbieten und scheitert gründlich

Von Iris Radisch

Michel Houellebecq: Die Möglichkeit einer Insel

Roman; aus dem Franz. von Uli Wittmann; DuMont Verlag, 2005; 443 S., 24,90 €

Alle großen Schriftsteller schreiben ihr Leben lang an ein und demselben Buch. Nur mindere Talente versuchen sich in Variationen, erproben Sichtweisen, wechseln den Stil wie andere Leute die Automarken. Der besessene Künstler hingegen variiert nicht, sondern wiederholt. Sich, sein Thema, seinen Schreibgestus, seine Typen, seine Ansichten, seine Pointen. Diese These ist verführerisch und hat viele große Namen auf ihrer Seite. Wenn sie stimmt, ist Michel Houellebecq ein großer Schriftsteller, denn sein gesamtes bisher vorliegendes Werk widmet sich einem einzigen Thema ohne Variationen.

Der neue, in halb Europa mit größter Neugier erwartete Roman von Michel Houellebecq, Die Möglichkeit einer Insel, ist sein umfangreichster, sein besthonorierter, sein, so sagt er selbst, bedeutendster. Hatten wir es bisher nur mit dem Werther oder dem Tasso unserer Tage zu tun, so folgt nun der Faust. Ein Werk von umfassender, unbestreitbarer Weltdeutung, ausstaffiert mit einem Mythos, der ins Zentrum unserer Ängste und Hoffnungen zielt, ausgestattet mit einem Helden, der noch mehr, als das bereits in den vorhergehenden Romanen beabsichtigt war, das Zeug zum Prototyp unseres Zeitalters hat. Nein, nicht hat: haben soll. Von diesem kleinen Unterschied werden wir hier reden müssen.

Doch reden wir zunächst von angenehmeren Dingen, von den guten Absichten des Autors, von seiner inzwischen legendären verzweifelten, aber radikalen und erhellenden Sicht auf unsere Zeit. Die Brille, durch die Michel Houellebecq die Welt sieht und die bisher nicht nur im berufsjugendlichen Seitenflügel der Literaturkritik, sondern von vielen nachdenklichen Stimmen mit seufzendem Kopfnicken begrüßt wurde, ist, genau genommen, ein Körperteil. Noch genauer ist es der Phallus, der nach der unerschütterlichen Ansicht aller Houellebecqschen Herrendarsteller überall den Takt schlägt und je nach bekömmlicher oder unbekömmlicher Platzierung über Glück und Unglück, Glanz und Elend der männlichen Existenz entscheidet. Denn der Mann, so viel weiß der Autor vom Leben, ist der Sklave seines Schwanzes. Das ist sein großer Fluch und seine kleine Seligkeit. Ein einprägsamer, freilich äußerst übersichtlicher Gedanke, auf den letztlich die gesamte weltanschauliche Thesenmanufaktur des Michel Houellebecq zurückgeht, die darüber hinaus vom ausweglosen Biologismus des Menschen, über seine tragische, durch das verluderte sexuelle Vorbild der 68er-Elterngeneration bedingte Unfähigkeit zur Familienbildung, seinen angeborenen Materialismus, seinen reflexhaften Jugendkult bis zum Mythos eines neuen gentechnisch verbesserten Menschen reicht.

Alles in allem ein naiver phallokratischer und biologistischer Fundamentalismus, der nur so lange reizvoll und schillernd (die Kritik sagte an dieser Stelle gerne »ambivalent«) war und deswegen als besonders verwegener, tief melancholischer Fall von Zivilisationskritik durchging, wie er sich tränenumflort gab ob der verlorenen romantischen Ideale, deren letzte Strahlen den Horizont der verrotteten spätkapitalistischen Welt noch zart illuminierten. Man zeigte sich gerührt von den armseligen Sexmaniacs, die zwar ununterbrochen von den geilen Flittchen und ihren kleinen, geschmeidigen Muschis quatschten, aber doch die eine Frau fürs Leben meinten, die sie allerdings, traurig, aber so hart ist das Männerleben, jenseits der 40 gegen eine jüngere Frau fürs Leben eintauschen mussten. Der verzweifelte Masochismus, mit dem die willigen Vollstrecker des Konsumkapitalismus in den Romanen des Michel Houellebecq immer genau das taten, was sie nicht wollten, traf sich mit dem masochistischen Schick des desillusionierten Zeitgeistes. Das Ergebnis waren Millionenhonorare, Rummel und Ruhm. Nichts wäre ungerechter, als diese Erfolgsgeschichte im Nachhinein für ein Missverständnis zu halten. Aber für Ungerechtigkeit hat Michel Houellebecq ein großes Herz.

Der neue Roman jedenfalls lässt keine Missverständnisse aufkommen. Er fügt dem bekannten provokativen Themenbausatz der bisherigen – Einsamkeit, Sexbesessenheit, vergebliche Suche nach Liebe, Kinderhass, Altenhass, Menschenpark-Fantasien – nichts mehr hinzu. Er perpetuiert auch den bekannten, extrem entspannten, anspruchslosen, irgendwie abwaschbaren Berichtsstil, der hier allerdings in den so genannten obszönen Passagen merkwürdig onkelhafte Töne anschlägt (»geile Miezen« haben »tolle Kurven«). Er mäht die schönen Frauen, wie gehabt, beizeiten nieder und quatscht traurig weiter – Elisabeth Bronfen würde sagen: »nur über ihre Leiche«. Er heischt wieder dezent nach Mitleid für seinen Helden und verteidigt desperadohaft dessen pornografisch inspiriertes Weltbild (»Es ließ sich nur noch schwer verheimlichen, dass das eigentliche Ziel der Menschen ausschließlich sexueller Natur war«). Mit anderen Worten: Ihn schmerzt wie üblich die Verödung der Welt, die zu nicht geringen Teilen ein Ergebnis seiner eigenen öden biologistischen Ansichten ist. Weit und breit nichts als Koketterie mit intellektueller Pornografie und dem Leid an ihr. Alles beim Alten. Der neue Roman ist ein Klon seiner Vorgänger.

Also alles in Butter und Houellebecq, wie gehabt, ein großer Schriftsteller, der den Nerv der Zeit trifft? Nein. Die stets gerühmte Ambivalenz will sich diesmal nicht einstellen. Das Lamento des Erzählers, der uns versichert, die ermüdende Parade der Mösen und Brüste nur deswegen abzunehmen, weil ihm Schicksal und Kapitalismus den Himmel der Liebe tückisch versperrten, wirkt phrasenhaft und routiniert. Die große, unmögliche Liebe, die den Erzähler gleichwohl zweimal unglücklich heimsucht, schmeckt nach Thesenpapier (Isabelle ist schon etwas älter, darf dafür auch etwas intelligenter sein, sogar so intelligent, dass sie sich, sobald die ersten Hautunschönheiten auftreten, selbst entsorgt; Esther ist Anfang zwanzig, zeichnet sich im Wesentlichen durch den Verzicht auf Unterwäsche, das »kleine, gut gestutzte blonde Rechteck« ihres Schamhaars und eine hippe Promiskuität aus). Die gentechnischen Jungenträume gewinnen dafür eine schwer verdauliche Seriosität: In rätselhafter Ausführlichkeit wird das segensreiche Wirken einer Sekte ausgebreitet, die ihren Mitgliedern das ewige Leben als Klon in Aussicht stellt.

Der Plot ist schematisch, eine Fabel, die ins Biblische und Endzeitliche zielt und deren Pointe darin besteht, dass der Antiheld einen Lebensbericht verfasst, der von seinem gentechnisch verbesserten Nachfahren zweitausend Jahre später kommentiert wird. Der Erzähler ist ähnlich wie sein Erfinder durch medienwirksamen Zynismus und politisch inkorrekte Provokationen zu Geld und deutlich verbesserten Startbedingungen im Kampf um die kopulationstauglichsten Weibchen gekommen.

Sein Klon hingegen ist ein Ausbund an Weltüberwindung und Begierdelosigkeit, lebt erlöst von der Diktatur seines Phallus in einer Schaltstation wie ein Engel auf der Wolke und verkehrt mit seinesgleichen nur noch auf dem Datenwege. Draußen vor dem Labor hat der Untergang des Abendlandes schon lange stattgefunden. Doch auch im Paradiesgärtlein der Gentechnologie hat die liebe Techno-Seele keine Ruh, eine nie verglimmende Restsehnsucht nach Körperlichkeit treibt den Neo-Menschen doch um und aus dem verkabelten Gehäuse. Das geht nicht gut, denn die Vereinigung von Natur und Geist, das große romantische Projekt, ist definitiv missglückt, Liebe auf ewig unmöglich. Freude finden Mensch und Neo-Mensch nur noch bei ihrem treuen Hund. Das in etwa hat mein Onkel Erwin auch schon immer behauptet.

Ergebnis: Der große bis größenwahnsinnige eschatologische Anspruch der Erzählung und ihre kostengünstige bis heftchenhafte Ausführung finden in keinem entlastenden Zauberwort wie absichtsvoll, durchtrieben oder ironisch mehr zusammen. Ein Roman, der sich selbst aushungert, stirbt. Denn minus mal minus ergibt in der Literatur nur in Glücksfällen plus. Und Glück will Michel Houellebecq in keinem Fall haben.

The TLS n.º 5346  September 16, 2005

 

The newest barbarism

Michel Houellebecq’s constant pursuit of pleasure

DAVID COWARD

 

Michel Houellebecq

LA POSSIBILITÉ D’UNE ÎLE

485 pp. Fayard 22euros

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Michel Houellebecq is France’s new intellectual gift to the world, an unreconstructed, politically incorrect terrorist of the fashionable orthodoxies. He is a bare-knuckle writer who does not pull punches or take prisoners. He began in his twenties (he is now forty-seven) as a poet disciplined in form but as bleak in outlook as Baudelaire. His rhyming alexandrines and octosyllables spoke coolly of solitude, alienation and self-loathing. He found no warmth or consolation in people, travel, nature, love, lust, or any belief system. Life is precarious and frightening. We face its hostile pointlessness alone, though we are all part of the constantly proliferating world, and subject to the laws of décomposition and death which never cease eating away at our race and our civilization. Not even the mindless innocence of childhood is beyond the reach of relentless entropy which ensures that sooner or later all falls down.

Houellebecq has not abandoned exploring his pessimistic vision of existence in poetic terms; he believes that only poetry has the ability to capture and express moments of intense feeling and perception. As a poet, however, he could not see a way of stringing such moments together to form a coherent whole. Fiction was no more than a halfway house, though it had two advantages: it allowed him to be more discursive, and to reach a wider audience.

His first novel, Extension du domaine de la lutte (1994, unhelpfuily translated as Whatever), achieved cult status. Its unnamed hero is a loner with a murderously logical mind who exudes a sense of danger and unpredictability found in no other contemporary French novelist. Some reviewers were moved to compare him with Camus’s Meursault, the hero of L’Étranger. Here was an “outsider” fit for the automated, information age, a man adrift in a world of ATMs, online dealing, vending machines, answer phones, fast food, pills, pornography and clamorous fashions. He is willing enough and tries hard. He studiously ponders acronyms, trends, television commercials, new research, and the meaningless messages communicated by bright, brash communicators. At this level, this new Meursault doubles with an edgy Monsieur Hulot, and Houellebecq’s novel was read as an acerbic satire on current fads and fancies. But it also fizzed with ideas, not least of which was the chilling revelation of a new servitude. Since the 1960s, market forces have reorganized the economic activity of the Western world. With the collapse of religion and the death of ideology, capitalism acquired a free hand to interfere in those parts of our lives previously governed by faith and political belief. Consumerism, the leisure society and youth culture have radically reconfigured our emotional norms and made sexuality a system of social hierarchy. Mars, the face of power and money and inspirer of fear, who once ruled supreme, faces a strong challenge from Venus: sex and seduction are the new dimension which has been added to the old struggle. It is too much for the narrator’s colleague, the deeply unattractive Raphael Tisserand, who has money but is, in terms of the sexual economy, a pauper. Like all who are not young and beautiful, he is doomed to solitude, despair and suicide. His suffering is a by-product of our new freedom.

Houellebecq’s second novel, Les Particules élémentaires (1998, translated into more than twenty-five languages and published in Britain as Atomised), deepened the attack on modern capitalism and the pernicious fallout from the liberal 1960s. It starts from the premiss that in our post-faith, commodity rich culture, personal gratification has become the highest good. The pursuit of pleasure prioritizes the self and, in the process, promotes separation and dispersal. As a result, society has reverted to its fragmented, pre-civilized form and is filled with unlinked, unfulfilled unhappy egos, the elementary particles and unconnected atoms of the title. The novel explores the implications of this diagnosis through the lives of two brothers. Bruno succumbs to his inability to make meaningful connections, while Michel, a philosophically minded microbiologist, develops genetic theories which, in the century following his death, lead to the systematic removal of the destructive human traits of selfishness and violence. Genetic engineering and cloning offer the only way of eluding the barbarity to which economic materialism the sexual free market, the sidelining of emotional needs, extreme liberalism and sloppy moral values are herding us.

Les Particules élémentaires was an ambitious novel of ideas, an impressive mixture of science and philosophy that avoided portentousness with a generous helping of black, sardonic humour. It is the sort of book that comes along once in a generation and blows your hat off. It is not a safe book, coyly experimental or tentative. It is a big novel of ideas, a species thought to be extinct. Lanzarote (2000) was a quieter affair, a novella which focused on sex tourism as an effective outlet for the new fashionable self-indulgences. The same subject resurfaced in Plateforme (2001), a continuation of Houellebecq’s assault on the commodification of human desire. The “supermarket society”, with its offers of a constantly renewed selection of cheap, easily attainable goods, has delivered a death blow to religion.

In the wake of the Enlightenment, believers became citizens. Citizens have now turned into customers, who cannot conceive of a future, let alone of an afterlife, except in terms of increasing wealth and the acquisition of consumer products for status and satisfaction. But that is only the half of it. People have also been “emancipated” by the sexual revolution which had the effect of pushing them to disastrous levels of individualism. The sexually free did not stay satisfied for long. Having been given sex, they wanted more and pushed so hard at all the limits that they were soon demanding child abuse, pornography, torture, snuff movies. The cult of brute force which had been curbed over the centuries by morality and law was revived in a single generation by sexual liberation. And thus was destroyed the last remaining outpost of the collective spirit, the family, whose members serve each other without hope or expectation of tangible reward. Individualism, the antechamber to barbarism, is the grave of communal life and ultimately of civilization. It is also an illusion. Only the decay of the flesh, and death, truly belong to the individual. The rest —behaviour, ideas, ideals — is fed to us by politicians, advertisers and assorted stars who want our votes, our money and our admiration. Even sexuality cannot be explained in terms of desire and pleasure, for they themselves are sociologically determined by widely touted semiologies. The model used to be Romance. Now it is Lust.

For one who denounces sexual liberation so consistently, sex is a subject that fascinates Houellebecq. He writes of it constantly, obsessively, graphically and with an evident relish for its physiological attractions. It is as often as not a solitary pleasure, or an égoisme à deux (or more), and even when his narrators find a congenial partner their physical satisfaction is what holds them together. No less paradoxical is that this decrier of individualism is a fierce individualist who has annoyed many groups, right, left and centre, with his remarks on abortion, sex tourism and pornography. In 1999, he was expelled from a left-wing intellectual group for his attack on the values of liberal humanism, and in 2002 was taken to court by French Muslims for calling Islam “an absurd religion”. Denying any slur against Muslims and defending his opinion on their faith as fair comment, he won his case and claimed a victory for free speech.

Plateforme, a much less accomplished novel than Les Particules élémentaires, earned Houellebecq a reputation as a reader of trends. The story culminates in a horrific attack on a sex tourist hotel in Thailand and, corning before both 9/11 and Bali, suggested that he had presciently identified Western civilisation’s new enemy. In fact, he does not regard Islam or any other faith as a serious threat to anything. Having lived for extended periods in Ireland and Spain, two deeply Catholic countries, he was struck by how quickly religion had collapsed in both places in the wake of modernization. He considers that Islam will go the same way. Fiercely supported at present by the young, it will disappear in its turn, dismantled by the same appetite for consumer goods that marked the end of Communism in former Eastern Bloc countries. Like Christianity or punk, he says, it will leave only aesthetic remains. A greater threat by far, dealt with in his new novel, is the barbarism which is the true legacy of the 1968 revolution and the hippie generation: social, intellectual and moral deregulation.

La Possibilité d’une Île develops the vision of the future tentatively outlined at the end of Les Particules élémentaires. The time is now and the hero is Daniel, a foul-mouthed comedian who, by respecting nothing and turning everything into a joke, desensitizes his huge public to racism, paedophilia, massacres, parricide, cannibalism, torture and the new barbarism generally. But as he grows older (like Houellebecq, he is forty-seven), he understands the destructive power of derision and faces up to very Houellebecquian problems: sex (the greatest source of pleasure but a regressive function); the social, moral and emotional impoverishment of the infantile new century; and the premium placed on youth. The splendid isolation which success, wealth and fame have brought him turns into solitude and will surely end in lonely old age. Too old to keep up with modern sex games and not brave enough to end it all, he is drawn to Elohimism, a scientific religion preached by a sect not unconnected (but not to be identified) with the Raelians. Arguing that humanity must change or die, it seeks to improve human nature by genetic manipulation. Its laboratories perfect methods of altering the DNA of the species. Instincts are blunted, violence excised, and extreme moods and desires of all kinds are amputated. Natural reproduction is phased out and the population is maintained not through birth but by cloning. The whole process retains its contact with religion by offering immortality through infinitely repeated resurrection. For the personality survives intact as a result of electronic downloading of information directly into the clone’s brain. But continuity is also assured by the requirement that each new holder of the DNA read the biography written by his or her predecessor. The thoughts generated by this activity are designed to immunize the resurrected against the base human characteristics which have been excised.

These momentous changes occur over a period of two millennia, and Houellebecq devotes much wit, speculative science and sardonic humour to chronicling its history. We learn how Elohimism absorbed all other religions, bought up whole nations bankrupted by internal divisions and civil war, and won hearts and minds not with promises of future bliss but delivery of unlimited present pleasures. To win support for ending natural reproduction, the movement promoted sex-as-fun, and, as part of its campaign against paternity, the family, the incest taboo and so forth, it screened a thirty-second commercial. It showed a spoiled six-year-old brat in a supermarket pestering his parents for sweets, screaming and kicking, but pausing at intervals for a sly peek to check that he has his procreators exactly where he wants them. Staff and customers come running and, as they hold out packets of sweets to placate him, the image freezes and the message appears:

JUST SAY NO. USE CONDOMS.

The narrative is shared between Daniel 24 (he is replaced halfway through by freshly cloned Daniel 25) and Daniel 1, the first of his one, who has by far the most to say. He takes as through the now familiar catalogue of Houellebecq’s likes — Agatha Christie, sex, H.P. Lovecraft, Auguste Comte, Schopenhauer, Balzac — and dislikes — Surrealism, Sartre, Beckett, Existentialists, Teilhard de Chardin, cinema (“un média mort”), stupid religions, psychoanalysis, sexual liberation, left-wing intellectuals, right-wing credos, hippies, and the twentieth century “which invented nothing”. It is an exhilarating ride for the most part, though occasional banal notes are struck, for example, when Daniel feels the need to point out that more literature has been devoted to love than to money. If such moments jar, it is because La Possibilité d’une Île sets out its stall primarily as a book of ideas. As a novel, it has a number of weaknesses. Houellebecq continues to kill off any woman who might feel genuine love for his anti-heroes, and his diatribes at times expand predictably, slowing the action. Some readers may also wonder where Daniel 1, a popular comedian, acquired his mastery of philosophy, microbiology, sociology and the other mysteries which are invoked lo take as through twenty-five generations of Daniels.

But such defects are minor, and Houellebecq’s new novel (his first for four years) will intrigue and provoke, not least because it reveals a stronger sense of his vulnerability and marks a significant deepening of his pessimism. Daniel 1, alone and appalled by the death of love and the approach of old age, commits suicide and leaves a poem stating his belief that “In the middle of Time / There exists the possibility of an island”. Two millennia later, the same vestigial need drives Daniel 25 to seek a human warmth, though he doubts he will find it. He also ends alone but continues, while he can, to search for the same “possible island”. The wheel has not come full circle, for in 2,000 years and after a scientific revolution, it has not turned at all.

Familiarity has perhaps taken the edge off Michel Houellebecq’s sulphurous opinions about sex, women, race, and the seduction of individuals and Western society by big business and liberal ideas. His new novel may not be his best, even though he has told as that it is. But it still takes you by the throat and shakes you. A bracing mix of visionary Aldous Huxley, Evelyn Waugh at his cruellest, and ranting John Osborne, La Possibilité d’une Île is a charging bull in the china shop of modern fiction.

The banality is the point
(Filed: 02/10/2005)

George Walden reviews La Possibilité d’une Ile by Michel Houellebecq.

Autumn in France is the season of national whingeing, and what better to send the index of morosité spiralling than a new book by the anti-humanist bad boy of French literature, Michel Houellebecq? First known in Britain for his obscene parody of 1960s sexuality in Atomised, he has now become a cult author in every sense: his new book, built round the teachings of the Raelians, the sect that favours cloning, has already sold several hundred thousand copies.

Previously, Houellebecq’s typical anti-hero was a splenetic loser, appalled at his own mediocrity and generally at war with the world. Clearly, there was a strong autobiographical element in his writing, and with the author’s huge success this voice has been updated: instead of the young, narky, sex-obsessed misfit, now we have a rich, ageing, sexobsessed misfit, his misanthropy nourished by the prospect of approaching impotence.

Daniel is a nihilistic stand-up comedian whose antiMuslim jokes get him into trouble with the law. He nevertheless makes a fortune, retires to Spain and, his bedmates aside, prefers the company of his dog to that of his neighbours. He dabbles in the cult of the Elohims, who believe in immortality through cloning and, more importantly, in sexual promiscuity.

This part of the plot cannot have over-strained the authorial imagination. Houellebecq, now in middle-age, was himself recently prosecuted (unsuccessfully) for calling Islam the most imbecilic of religions. He has also made a packet and bought a house in Spain, where he became interested in the Raelians. And he is crazy about his dog.

The theme of a well-to-do misanthrope is promising in Houellebecq’s hands, but the promise is only half-fulfilled. The futuristic scaffolding of the novel – the transition from our wrecked civilisation to a superior, cloned future – is ponderously erected. Even science fiction fans may not stay the course; the rest of us will groan at the Elohims’ technojargon as we are briefed on the progress of their cloning experiments, or their organisational ups and downs.

Most tiresome of all are the descriptions of their rites and ceremonies, in which highly available women waft around pillared halls in gauzy garb, while girls in crotchless pants attend to the needs of the prophet beneath the table. The best parts of the book are the most naturalistic, that is, those that hark back to Daniel’s past. His affair with a woman who is the editor of a magazine for sexmad adolescents brings two soul mates of cynicism together, though both of them, in their way, turn out to have a heart.

Still, this is far from Houellebecq’s best work. He belongs to the tradition of Rabelais and Louis-Ferdinand Céline, but lacks their human and stylistic richness. There can be a laziness about his work, a tone of indolent provocation, and you sense it here. We are not permitted to complain about the flatness of the writing, the repetitious obscenities or the occasionally maudlin sentiments because – as Houellebecq’s champions will quickly remind you – the banality is the point. But the depiction of banality can easily engender sloppiness, and it is a mark of the novel’s carelessness that half of the would-be salty Anglo-Saxon colloquialisms are either wrongly spelt (“looser”) or simply mistakes (“f*** with that” for “f*** that”).

This is a book by an author confident that whatever he writes will sell. That is a bad attitude in any writer, but in the case of a professional cynic deeper considerations arise. “If you attack the world with sufficient violence, in the end it will cough up its cash,” his comedian muses. Which raises the question of how far Houellebecq’s books are acts of cynicism in themselves.

If his contempt for the human race is as thorough-going as he and his heroes claim, there is little reason not to exploit its masochistic tastes to his own advantage. At this point his books become a kind of double bluff, and Houellebecq does not mind dropping hints that this might be the case. Reflecting on his posthuman condition, his comedian says of his work: “Deep in myself I was quite conscious that none of my miserable sketches and lamentable scenarios, stitched together mechanically, with the cleverness of a professional contortionist, to entertain a public composed of monkeys and bastards, deserved to follow me.” All you can say is that a writer who offers that handle to his critics is certainly something else.

A translation will be published by Weidenfeld & Nicolson in November

 

 

 

Houellebecq: A Boocq

Christopher Caldwell

Posted Thursday, Feb. 4, 1999, at 8:55 AM PT

Michel Houellebecq is a 40-year-old computer programmer who emerged from a French mental hospital a decade ago, started publishing poems, and branched out. His second novel, Les particules elementaires, concerns two desperately lonely half-brothers. One is a sex maniac, the other a genetic researcher who seeks through cloning to make sex obsolete. The two have more in common than it sounds--which is Houellebecq's point, sort of. The book has sold several hundred thousand copies and launched the first real French literary spat in years.

Particules has already got two write-ups you might have seen: a New Yorker piece on the affaire by Adam Gopnik and a driblet in the TLS. Both seek the source of the book's controversy in its politics. Houellebecq was kicked out of his Paris literary coterie, Les Perpendiculaires, on those grounds. But if his politics are right-wing, it's not in the French anti-dreyfusard-poujadist-lepenist line. No, these are '90s issues. Houellebecq rails at materialism--both consumerist and sexual. He especially damns the places where the two overlap, like drugs, abortion, and penile and breast implants. But the reader soon notices that these diatribes are being delivered in the course of lengthy gang-bang descriptions--which are lovingly, even excitedly rendered. A reviewer who, like this one, is shaky on his French idioms, will learn all sorts of words, like se branler for "whack off," partouze for "orgy," and branlette espagnole for . . . Sorry, that's where I draw the line. But finish this book and you'll have no trouble reading the menu in any French whorehouse.

How does Houellebecq reconcile his paeans to random sex with his lament over the world it leaves in its wake? By viewing both as stages on the way to a eugenicist paradise. Houellebecq even reads Huxley's Brave New World as a u-, not dys-, topia. (And defends his point with considerable documentation and brilliance on pp. 193-201.) Here's a sum-up of Houellebecq's thinking on the matter:

(1) without God and/or a belief in progress, life's a torture;

(2) still, sexual liberation's worth trying as a consolation;

(3) but it doesn't ultimately satisfy, so forget about it. Let's clone a new

race and get the hell out of here.

The critic Frederic Badre calls Particules "the first 21st-century novel" and Houellebecq "the first novelist who is not a humanist." One hopes (and suspects) that Houellebecq is describing not la condition humaine but la condition francaise.

(To order Particules, or indeed any French book, go to www.lemonde.fr/livres, www.fnac.fr, or www.alapage.com.)

Christopher Caldwell is a senior editor at the Weekly Standard.
 

 

 

22 October 2005

The latest of a long line

The Possibility of an Island
Michel Houellebecq
Weidenfeld, 345pp, £12.99, ISBN 00297850989

 

Translated from the French by Gavin Bowd

Reviewed by Anita Brookner

 

Michel Houellebecq, true heir to the Marquis de Sade, here issues his ultimate corrective to professional optimists, to global initiatives, to human rights, and to plans for a future which build on experience of the past.

It is too easily forgotten that Sade too put forward an idea of improvement: this, interestingly, involved the education of women as an end in itself, unlikely to result in a modification of existing society. For Houellebecq society has already modified itself, almost without noticing: the values of the 20th century have succumbed to entropy, and we are already in the reign of neo-humans, the future ensured by cloning, resurrection achieved by depositing a sample of one’s DNA, so that death, the ultimate threat, is elided by a process which takes no account of bodily failures. Indeed the body will eventually be modified to accommodate this change, and also to accommodate the indiscriminate sexual activity which is the right of all those young enough to merit it. For in Houellebecq’s universe of nihilistic solitaries the ultimate fear is of old age. The cut-off point seems to be 47, after which it is advisable to commit suicide, or at least to accept it as a reasonable solution. This sits uneasily with the ideal of cloning and indeed Houellebecq occasionally succumbs to his own despair. This is the ineluctable confusion which can be seen to accompany any vision devoid of hope. Transformation here is no longer the promise on which all religions are constructed, for transformation can be as problematic as anything that has preceded it.

The protagonist of The Possibility of an Island is Daniel, the product of several former Daniels, just as his dog is issued as a replacement whenever the natural process is worn out. We meet Daniel in a fairly recognisable present: he is a stand-up comedian who specialises in obscene and racist sketches which excite his audience to delighted laughter and which have earned him a fortune. His girlfriend, Isabelle, is the editor of a pre-teen magazine called Lolita which is read largely by 28- 30-year-olds in their quest for eternal youth. Her days, however, are numbered: she is, after all, getting on for 40 and showing signs of deterioration. She is demoted, replaced, and reduced to idleness, as is Daniel. They move to Spain, part quite naturally, and Daniel, also on the decline, attempts to revive his career, but without success. He endures an uneasy existence in which no help is available and no quarter given.

This is the slender narrative thread which launches this long and intractable novel. Daniel’s pilgrimage, or rather his perpetual present, becomes attached, almost without his willing it, to a millennial sect called the Elohim, which aims at infinite expansion and is sustained by a considerable amount of money. Its leader, the Prophet, is based in California but pays frequent visits to Lanzarote where the faithful gather for evangelical reunions. It scarcely matters when the Prophet is assassinated, for a clone is ready to take his place. This section of the novel is the ultimate exercise in fantasy and is not easy to read. Yet once read its effect is to cast a new light on contemporary fiction which now appears a little slight, a little cute. The possible exception is Salman Rushdie’s Shalimar the Clown, which contains the same protest, the same incipient distress.

Daniel is distracted by what in another dimension would be called love. He becomes obsessed with Esther, a small-time actress. She in turn is a willing if uncommitted partner of prodigious sexual ability. Hers is the better part in this relationship, for she is young and Daniel is already condemned by this age (47 again). Nevertheless he experiences real feeling, and this is intensely described, its effects on mind and body scrupulously itemised. Even the most horrified readers will identify with this passage. The persistence of feeling is or may be Houellebecq’s saving grace. His heartlessness must be measured by this standard, which is entirely impressive.

That this has aroused such ire — and this is a major factor in Houellebecq’s reputation — is also impressive. He supplies something of a corrective to current dishonesty, even if his propositions are unsustainable. His targets, familiar from his previous novels, are, in no particular order, the past, sexual constraint, consumerism, and the commodification of desire. It may well be that desire, rather than genetic manipulation, will save us. But in waiting for an eventual resolution, good or bad, one is condemned to continue. The ultimate Daniel, the 25th of his line, is also the ultimate outsider, owing something to Camus but also to Sartre, attacked in his time for offences against humanism. Like Camus, like Sartre, Houellebecq writes even, uninflected prose, here translated fluently but rather flatly by Gavin Bowd, which never falters. He is also a poet, and his touching poem, positing the possibility of an island, is the only concession to softer feelings in this survey of our present discontents, and our all too limited attempts to escape them. Its rousing effect will be to obliterate the kind of recommendations offered by politicians, management consultants, advertising executives, and above all religious revivalists. Novelists too had better look to their laurels: this will not be an easy act to follow.

Despite being listed for the Goncourt, the novel has been received with sarcasm by the French. The English reaction might incline more to uneasy laughter, but Houellebecq is too serious for that. He cannot, in the Sartrean sense, be accused of bad faith. Finally the possibility of an island in this sea of consciousness is a worthy metaphor for the unbeliever. Given that our present situation is irreversible this may be the only tolerable prospect. Whether or not it is achievable it does offer the intimation of some kind of stasis which will reassure both those who follow Houellebecq and those who reject him altogether. They may discover in themselves that timid awareness of peace, of happiness, or simply of relief that Houellebecq occasionally permits himself to experience. For this and other insights he sets a standard which few will be able to envisage, let alone to formulate.