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Were the Nazis the only criminals?

 

 

February 08, 2004

Review: War: Dresden by Frederick Taylor

PETER MILLAR

DRESDEN: Tuesday, 13 February, 1945
by Frederick Taylor

Bloomsbury £20 pp522

History is a fragile thing. In 1982, when I was one of a few western journalists living in East Berlin, I reported, on the basis of a tip-off, that an unofficial demonstration was planned in Dresden on the anniversary of the 1945 Allied bombing raid. Unofficial demonstrations in East Germany were frowned upon. The authoritaries rightly suspected that the growing number of young peaceniks could become a threat. The state organised peace marches against “ evil” western missiles, but praised “fraternal” Soviet ones. Dresden was officially hailed as an example of the western allies’ barbarism, but an unauthorised anti-military demonstration could be taken the wrong way in Moscow.

A heavy, passive police presence ensured that the demonstration passed off quietly. But the image of hundreds of young people singing John Lennon’s Give Peace a Chance on the ruins of the Frauenkirche was widely seen as one of the first signs of public outspokenness that seven years later would bring down the Berlin Wall.

Twenty years on, there is still argument about the event in February 1945 that the demonstrators were commemorating. When the Dresden raid’s horror evoked outrage at home after the war, Whitehall insisted it had been necessary to “soften up” the ground behind the Soviet advance. Moscow denied that it had needed or wanted the help. East German communist historians, including a mayor of Dresden, later asserted that the speedy Soviet advance saved the city from being the target of the first atomic bomb.

There is only circumstantial evidence in support of this claim, but enough to warrant more than the glib dismissal accorded it by Frederick Taylor in what his publishers claim is the “first serious reappraisal for more than 20 years”. It is certainly a heavily researched work. Taylor deals with Dresden’s historical and cultural development, particularly in the 16th and 17th centuries, when, as the residence of the electors of Saxony (who were also kings of Poland), it acquired the architectural gems that gave it the sobriquet the “Florence of the Elbe”. His dismissal of the nuclear threat, however, is telling, though he himself suggests that the “conventional” destruction of Dresden caused second thoughts among the Americans and removed the ancient Japanese city of Kyoto from the A-bomb list.

Taylor’s thrust is that Dresden was not the innocent, militarily unimportant city of modern legend, but one of the few surviving untouched urban centres, important to what remained of Germany’s infrastructure and, therefore, an obvious target. “The bombing of Dresden was not irrational or pointless,” he argues, at least to those who ordered it, adding that “whether it was wrong — morally wrong — is another question”.

Unfortunately, it is also the question that is begged in any analysis of the end of the second world war. Adolf Hitler understood only too well that history is the cultural manifestation of victors’ justice. That does not mean we have to agree. The virtue of democratic society should be that we admit our own failings.

Taylor’s book can be called a reappraisal or revisionism. There is nothing wrong with either, except that each has a different flavour. He argues not only that we should rethink the merits of the attack, but also that the saturation bombing campaign, which cost thousands of lives among allied air crew and civilians, might not have been a mistake. It is not an argument that I think works. Erecting a statue of Arthur “Bomber” Harris simply because so many men gave their lives in his campaign is like putting up a monument to Napoleon to honour his invasion of Russia.

Of course, we all accept that “they started it”, and that Coventry was hit (long) before Dresden, but is finding a common denominator all that counts? A welcome contribution is being made by new German historians to the previously taboo subject of their own nation’s wartime suffering. To dismiss the idea that war crimes can be committed by both sides is to play fast and loose with any concept of international justice. Only two arguments can really be used in defence of the atrocity committed at Dresden: that we were in a state of “total war”, and that “the end justifies the means”. Both have a nasty ring to them.   

 

07/2005 

Bomben auf Dresden

Das Buch des britischen Historikers Frederick Taylor über die Zerstörung der Elbestadt ist fair und versöhnend zugleich

Von Volker Ullrich

Nein, sein Dresden-Buch sei keine Antwort auf Jörg Friedrichs Bestseller Der Brand, betont der britische Autor und Historiker Frederick Taylor im Vorwort der deutschen Ausgabe. Er habe Friedrichs Werk erst zu Gesicht bekommen, als er mit der Niederschrift seines eigenen fast fertig gewesen sei. Aber natürlich wird sein Buch in Deutschland im Lichte der Publikation Friedrichs über den alliierten Bombenkrieg gelesen werden. Und das ist auch kein Schaden, denn im direkten Vergleich schneidet es sehr vorteilhaft ab.

Anders als Friedrich mit seinem verengten Blick auf die deutschen Leiden, seinen emotionalisierenden Wortkaskaden und seinen den Vergleich mit dem Holocaust nahe legenden Assoziationsketten ist Taylor um eine nüchterne Sicht der Dinge bemüht. Er knüpft dabei an die Forschungen eines Überlebenden der Dresdner Katastrophe an – an Götz Berganders grundlegende Darstellung Dresden im Luftkrieg aus dem Jahre 1977 (2. überarbeitete Auflage 1994), die erstmals den Versuch unternahm, jenseits von allen nachträglichen Legenden zu beschreiben, was sich wirklich zugetragen hatte an jenem 13. Februar 1945.

Schon vor 1933 war Dresden eine Hochburg der Nationalsozialisten

Allerdings geht es Taylor nicht nur um eine Schilderung der Bombardierung Dresdens; er möchte zugleich ein Porträt der Stadt zeichnen, die damals zerstört wurde. Deshalb beginnt er auch mit einem langen einführenden Teil zur Geschichte Dresdens, in dem er darlegt, wie sich die sächsische Residenzstadt seit dem 17. Jahrhundert zum viel gepriesenen Elbflorenz entwickelte – Anziehungspunkt für Künstler, Handwerker und bald auch Touristen aus allen europäischen Ländern. Doch der Autor vergisst über den Schönheiten der Stadt nicht ihre hässlichen Seiten: Schon vor Hitlers »Machtergreifung« war Dresden eine Hochburg der NSDAP. Gauleiter Martin Mutschmann, ein großspuriger Provinzdespot, setzte die antisemitische Politik des NS-Regimes mit fanatischem Eifer um und fand dabei viele willige Helfer. Dem Schicksal der kleinen Dresdner Jüdischen Gemeinde widmet der Autor besondere Aufmerksamkeit, um zu verdeutlichen, dassdie Zerstörung der Stadt längst begonnen hatte, bevor sie ins Visier der alliierten Bomberflotten geriet.

Taylor hat fleißig in Archiven geforscht – in sächsischen ebenso wie in englischen und amerikanischen; er hat Zeitzeugen befragt – Veteranen der Bomberbesatzungen ebenso wie Überlebende der Angriffe. Dadurch, dass er die Sichtweisen aller Beteiligten zu Worte kommen lässt, ergibt sich ein komplexes, vielschichtiges Bild, das sich einfachen Antworten verweigert.

Der britische Historiker lässt zunächst keinen Zweifel daran, dass Dresden – nach den damaligen Maßstäben – »ein legitimes militärisches Ziel« war. Denn die Stadt war keineswegs, wie immer behauptet wurde, eine reine Kulturmetropole ohne jede militärisch-industrielle und strategische Bedeutung. Die meisten Dresdner Industriebetriebe, darunter so bekannte Namen wie Zeiß-Ikon und Radio-Mende, die zuvor Konsumgüter oder Luxusartikel hergestellt hatten, waren bis 1944 auf Rüstungsproduktion umgestellt worden, und viele beschäftigten Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen. Darüber hinaus war Dresden ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt. Als die Fronten im Herbst 1944 näher rückten, passierten hier täglich im Durchschnitt 28 Militärzüge, die 20000 Soldaten transportierten. In den Überlegungen der Alliierten für einen großen Luftangriff auf Dresden, die Anfang 1945 konkrete Gestalt annahmen, spielte die Frage, wie die Verlegung deutscher Truppen an die Ostfront behindert und der Vormarsch der Roten Armee dadurch unterstützt werden könne, eine nicht zu unterschätzende Rolle.

Das heißt freilich nicht, dass Taylor die Bombardierung Dresdens rechtfertigen möchte, wie ihm in Deutschland sogleich nach Erscheinen der englischen Ausgabe im Frühjahr 2004 unterstellt wurde. Denn der Autor zeigt, dass der Angriff der britischen Bomber gerade nicht den Stadtteilen mit den Industrieanlagen und dem Rangierbahnhof galt, sondern der Altstadt mit ihren jahrhundertealten Bauwerken. Dieses historische Zentrum wurde in den beiden Angriffswellen in der Nacht auf Aschermittwoch fast vollständig vernichtet, und das ganze Buch durchzieht ein Ton der Trauer über den unwiederbringlichen Verlust. Zwar richtete sich der Angriff der 8. US-Luftflotte am Mittag des 14. Februar gezielter gegen Gleisanlagen und Betriebe, doch wäre, so Taylor, deren Wirkung unvergleichlich größer gewesen, wenn zuvor auch die Briten systematisch die Industriegebiete bombardiert hätten.

Allerdings macht der Autor auch deutlich, dass die kühl kalkulierte Vernichtung der Dresdner Altstadt keine schreckliche Entgleisung war, sondern – Routine. Die Strategie des area bombing, des Flächenbombardements, wie sie Anfang 1942 beschlossen worden war, sollte nicht in erster Linie die Rüstungsproduktion treffen; sie zielte vielmehr auf die Moral der Zivilbevölkerung. Durch eine Kombination von Brand- und Sprengbomben sollte ein möglichst großes Maß an Tod, Vernichtung und Chaos über die deutschen Städte gebracht werden, und am wirkungsvollsten, glaubte man, wäre diese Stategie dann, wenn es gelang, einen gewaltigen Feuersturm zu entfesseln, wie das im Juli 1943 zum ersten Mal in Hamburg der Fall gewesen war. Der Vollzug dieses Kalküls ist untrennbar verbunden mit dem Namen des Chefs beim Bomber-Command Arthur Harris – einen »fürchterlichen Perfektionisten« nennt Taylor ihn.

Auch die DDR-Propaganda hantierte mit zu hohen Opferzahlen

Dass der Angriff auf Dresden sich zum apokalyptischen Inferno steigerte, führt der Autor auf eine Reihe begünstigender Faktoren zurück. Die Dresdner hatten sich in trügerischer Sicherheit gewiegt, dass ihre Stadt verschont bleiben würde. Deshalb war auch nicht für angemessene Luftschutzbunker gesorgt worden. Außerdem war die Luftabwehr vollkommen unzureichend. Die meisten Flakgeschütze waren abgebaut und an die Front transportiert worden. Nicht ein deutscher Nachtjäger stieg auf, um die britische Bomberstreitmacht zu attackieren. So konnten die Lancaster-Maschinen ihre mehrere tausend Pfund schwere Last ungehindert abwerfen über dem genau markierten Zielgebiet, wobei ihnen die gute Sicht in dieser Nacht noch zur Hilfe kam.

Die meisten Altstadtbewohner Dresdens erlebten den Feuersturm in notdürftig zu Schutzräumen umgewandelten Kellern, die für viele zur tödlichen Falle wurden. Taylor schildert das entsetzliche Grauen, aber er vergisst auch nicht: Für die wenigen noch in Dresden lebenden Juden, unter ihnen Victor Klemperer, war der Angriff die Rettung.

Was die Zahl der Opfer betrifft, folgt Taylor den Schätzungen Berganders. Danach ist von 25000 bis 40000 Toten auszugehen, unter ihnen viele Flüchtlinge aus Schlesien, die in Dresden Station gemacht hatten. Diese Zahl liegt weit unter jenen sechsstelligen Ziffern, an denen Rechtsradikale und Neonazis bis heute festhalten, um, wie noch jüngst im Dresdner Landtag, ihre Hetzparole vom »Bomben-Holocaust« in Umlauf zu bringen. Die Rede von den Hunderttausenden von Toten geht auf eine Fälschung zurück, die noch von Goebbels’ Propagandaministerium ersonnen wurde: Der in einem Polizeibericht aufgeführten Zahl wurde einfach eine Null hinzugefügt – und das Dokument daraufhin der Presse in den neutralen Ländern zugespielt, um hier die öffentliche Meinung gegen die Alliierten zu beeinflussen.

Ein trübes Kapitel ist, wie die DDR-Führung die weit übertriebenen Opferzahlen und die Naziwendung von den »anglo-amerikanischen Luftgangstern« aufnahm, um damit in Zeiten des Kalten Krieges ihr politisches Süppchen zu kochen. Auf diese Nachgeschichte geht Taylor nur noch kurz ein. Wer sich dafür interessiert, sollte zum eben erschienenen Band Das rote Leuchten. Dresden im Bombenkrieg (edition Sächsische Zeitung, Dresden 2005; 368 S., 22,90 €) greifen – darin besonders lesenswert der Beitrag von Matthias Neutzner Vom Anklagen zum Erinnern. Die Erzählung vom 13. Februar.

War die Bombardierung Dresdens ein Kriegsverbrechen? In der Frage der rechtlichen wie moralischen Bewertung hält sich Taylor zurück. Die Leser, sagt er, sollten sich hier selbst ein Urteil bilden. Ohne jemals auch nur entfernt den alliierten Bombenkrieg mit den Naziverbrechen gleichzusetzen, stellt der Autor aber doch klar: »Dresden bleibt ein schrecklicher Beleg dessen, was anscheinend zivilisierte Menschen unter extremen Bedingungen vermögen, wenn alle normalen Hemmungen menschlichen Verhaltens durch Jahre des totalen Krieges aufgebraucht sind.«

Frederick Taylor hat ein bemerkenswert faires Buch geschrieben, das auch in Deutschland sein Publikum finden wird. Es folgt einer ehrwürdigen Tugend des Historikers – zu schildern, wie es eigentlich gewesen, und Gerechtigkeit nach allen Seiten zu üben. So leistet es einen wichtigen Beitrag zur Aussöhnung zwischen den einstigen Kriegsgegnern.

Frederick Taylor: Dresden, Dienstag, 13. Februar 1945Militärische Logik oder blanker Terror?; C. Bertelsmann Verlag, München 2005; 540 S., 26,– €Siehe auch Zeitläufte, Seite 84Dresden, Dienstag, 13. Februar 1945Politisches BuchMilitärische Logik oder blanker Terror?Frederick TaylorBuchC. Bertelsmann Verlag2005München26 540

 

Dresden: Tuesday 13 February 1945 by Frederick Taylor

Dresden, 1945: a legitimate target

By David Cesarani

13 February 2004

Like Frederick Taylor, I grew up with a sense that the RAF's bombing of Dresden on 13-14 February 1945 was a stain on the Allies' war record. My unease owed much to Kurt Vonnegut's novelised memoir of his experience in Dresden as an American PoW, forced to disinter the corpses of German civilians who had been suffocated or baked to death in cellars beneath the ruins of their once-beautiful city. I read Slaughterhouse-Five in one sitting, and it has haunted me since.

Later, it transpired that the tragedy of Dresden was being used to relativise and so diminish the scale and singularity of atrocities perpetrated by the German army, the Luftwaffe and the SS between 1939 and 1945. At best, Dresden distorted the moral balance sheet of the Second World War. At worst, it was a tool for polemicists blurring victims and perpetrators. This disturbing trend has gained force in Germany over the past few years.

In 2002, Jörg Friedrich published Der Brand, an account of how ordinary Germans experienced the air war. Friedrich argued that the suffering of German civilians had always been unjustly overshadowed by the fate of the Jews. It sold 200,000 copies within months. Friedrich followed it with an illustrated history, using images previously considered too horrific to bear publication. This time, he accused the Allies of committing a war crime by continuing the intensive bombing of German cities between January and May 1945.

Last year, the late WG Sebald's controversial lectures On the Natural History of Destruction appeared in English, arguing that Germans had repressed memories of the air raids. He maintained: "In spite of strenuous efforts to come to terms with the past, as people like to put it, it seems to me that we Germans today are a nation strikingly blind to history and lacking in tradition." The formula "coming to terms with the past", or Vergangenheitsbewaltigung, is more usually employed to describe Germany's reckoning with the Nazi persecution and mass murder of the Jews. By using it, Sebald juxtaposed memory of the bombing with memory of the "Final Solution" and turned history on its head.

Although his lectures concentrated on the alleged failure of post-war writers to describe the destruction and carnage caused by bombing, Sebald deployed terms such as "annihilation" and "extermination" to evoke Allied policy - terms that are customarily Nazi euphemisms for genocide. The lectures triggered a huge correspondence from Germans who lived through the raids, some of which - he acknowledged - showed the persistence of an unapologetic Nazi outlook.

Now Frederick Taylor, a specialist on the Nazi era, has entered the maelstrom of conflicting interpretations. His cool reappraisal benefits from sources that have become available since German reunification and the recent work of conscientious German researchers. Even though his defence of the RAF may not convert sceptics, no one will gainsay that he has written a narrative that powers along without descending into hyperbole. It is impeccably documented while avoiding the sterile jargon of so much military history.

In setting out to create "a more complex moral and ambivalent framework", Taylor gives us the voice of civilians and bomber crews, teenage flak gunners and Jews facing deportation. For such Jews, so often omitted from the moral equation, the incendiaries and HE bombs were less a deadly rain than manna from heaven.

Even before the war was over, a legend grew up around the bombing of Dresden - largely thanks to Goebbels and his Propaganda Ministry. Nazi propaganda described Dresden as a city of no military value, crammed with refugees from the East. The "Florence on the Elbe" was allegedly obliterated in a senseless act of barbarism. Later accretions to the myth included the obscene suggestion that Dresden was targeted by the Western Allies as an object lesson for the Russians.

Taylor exposes each one of these legends. Dresden was hardly "an innocent city". It was a Nazified city in which opponents of the regime and Czech nationalists had been incarcerated and executed en masse. The Jewish population, which included the remarkable diarist Viktor Klemperer, had been reduced by deportations from 6,000 to a few hundred.

Thousands of impressed foreign workers and slave labourers toiled in the city's armaments industries. Dresden had not been turning out harmless porcelain or consumer goods for years. More than 120 factories were devoted to the German war effort. On an average day in 1944, 28 military trains passed through its marshalling yards.

Nor was Dresden selected on the whim of the maligned Air Marshal "Bomber" Harris, head of Bomber Command, at a time when the war was won. It was identified as a target by the Joint Intelligence Committee, which perceived its strategic role in resistance to the Red Army. The German high command designated it a strongpoint, although this was wishful thinking rather than military reality.

Just four weeks earlier, the German army had had ripped a massive hole in the Western front and advanced halfway to Antwerp before they were stopped at massive cost. To Allied soldiers and air crew, in the first weeks of 1945 Germany looked anything but beaten. Nor were Allied civilians sanguine about victory while V1s and V2s were inflicting heavy loss of life on Brussels, Antwerp and London.

If Dresden was defenceless, this was the fault of the local Nazi Party leadership and military overstretch. Raids on nearby cities offered plenty of warning, but the Party boss contented himself with building a private bunker. Seven batteries of heavy anti-aircraft guns were stripped away to defend the Ruhr area or for use against Russian tanks on the Eastern Front.

Protection for civilians was incompetently constructed. Tunnels connecting basements and cellars functioned as convector ovens once the firestorm began. People were instructed to stay underground when they should have rushed up to roofs to extinguish incendiary bombs.

Taylor does nothing to minimise the horror of the two RAF assaults and the less effective US Army Air Force raid the following day. But he points out that bombing continued until the end of the war, by which time several towns were relatively worse hit. Nazi propaganda fastened on Dresden because its cultural importance resonated in Britain and among neutrals.

During the 1950s, a succession of Communist officials supplemented their incomes by churning out stories of the raids that uncritically used casualty figures doctored by the SS. These tracts were explicitly intended to blacken the Western Allies' reputation, but this did not prevent the right-wing Nazi apologist David Irving from happily recycling the fantastic computations in his bestselling 1963 book, The Destruction of Dresden.

As if the fate of Dresdeners was not bad enough, their memory is still traduced for crude political reasons. In laying to rest the legends, Taylor's authoritative and moving account provides a truer, more fitting memorial.

David Cesarani's study of Adolf Eichmann will be published by Heinemann later this year

 

 
   

 

Dresden: Tuesday, February 13, 1945

By Frederick Taylor, Bloomsbury, $39.95

Gideon Haigh

May 8, 2004

Debates about moral equivalence are not merely a phenomenon of the war on terror. The fires that razed Dresden after the Allied bombing in February 1945 were eventually extinguished, but an inky pall of myth, countermyth, hyperbole and hypothesis over the city has never lifted.

Liberals who relish a glib debating point always keep Dresden within easy reach: "Hitler was a bad fellow, I grant you, but did we not also obliterate a defenceless seat of learning and culture?" Dresden-as-war-crime puts them in the same corner as David Irving, who first rehearsed his role as revisionist ratbag in The Destruction of Dresden (1963) - but necessity, as they say, is the mother of strange bedfellows.

Among more serious students of the historiography of the Second World War, there is also the contention that the "area bombing" campaign, of which Dresden's destruction formed part, was wasteful and pointless. "It did not work," concludes the guru of military history, John Keegan, in his The Battle for History (1994). By the time Dresden was bombed, Germany was a "spent force" and "foredoomed".

In Dresden, without flinching from either horror or sadness, Frederick Taylor kicks out the pitprops of prejudice underpinning the former position and thoughtfully reconsiders the second. A few stylistic infelicities and a surfeit of superfluous detail about Dresden's history apart, Taylor's work could hardly be improved.

The first question he answers in detail is how the city that gave us the brassiere, the coffee filter, the squeezable toothpaste tube, Lohengrin and Tannhauser could have come into Bomber Command's sights.

He paints a very different portrait of Dresden. "Dresden is a pearl and National Socialism will give it a new setting," Hitler had said before the war, appointing his sister's husband to oversee its transformation into a model Nazi city. By 1945, Taylor demonstrates, Dresden was an industrial and ideological stronghold of the Third Reich, heavily garrisoned and harnessed to the war effort as a railhead for reinforcement of the eastern front.

After years of repression, moreover, the Final Solution in Dresden very nearly was. Taylor makes effective use of Victor Klemperer's remarkable diaries, I Shall Bear Witness and To the Bitter End, to re-create the daily life of Dresden's Jews under the Nazis. "If only they would smash everything," Klemperer recalled a companion saying when they first heard the bombers on the fateful night. A member of a Jewish family that survived Dresden and was able in the confusion to shed their incriminating identities tells Taylor: "For us, macabre as it may sound, the air raid was our salvation, and that was exactly how we understood it."

The extent of Dresden's devastation, furthermore, seems to have been the outcome of peculiar, and unrepeated, circumstances. Bomber Command's controversial chief, Arthur Harris, did indeed give his famous order in February 1942 to focus attacks "on the morale of the enemy civilian population". But this instruction essentially rationalised weakness; with German cities still heavily defended by flak and night fighters, precision bombing had proven difficult and costly.

Three years later, times had changed. German regional cities were being stripped of their air defences to protect the Reich's citadels. Prolongation of "area bombing" strategy made disaster on a Dresden scale likely, though still not quite certain.

Dresden's incineration ultimately involved chance and change of mind. The weather was perfect. British bombers found conditions so uncannily favourable that the first wave achieved almost all its objectives, encouraging the Canadian squadron leader and his Australian chief marker in the second wave to spread their bombing to urban areas not originally designated for attack. It was a spontaneous decision based on a window of opportunity only narrowly and fleetingly ajar. A sizeable proportion of the third wave of the attack the next day actually got lost and bombed Prague by mistake.

The local Nazi administration, meanwhile, had given virtually no thought to managing a response to air raids - apart, of course, from building themselves an extra-deep shelter. The lesson when German bombs fell on Coventry in 1940 was that much could be done to minimise casualties by remedial action between waves of a bombing raid. In Dresden, however, cowering locals remained underground after the first wave, allowing the fires lit by incendiaries to connect and sweep the city when the second wave arrived.

Taylor, finally, makes a credible case for reconsideration of bombing's economic effect, arguing that while impact on German military production at the macro level was effected less than expected, growing proportions of it had to be redirected to dealing with the airborne threat and its impact.

The especially impressive aspect of Dresden, however, is that for all the falsehoods it exposes and myths it explodes it in no way minimises the story's sense of tragedy.

Disentangled from the sometimes breathtakingly crass responses - Nazi ideologue Robert Ley celebrated Dresden's destruction because it meant war's continuance without distraction of "spiritual and material bourgeois baggage" - it somehow seems both more explicable and more terrible.

Like W.G. Sebald, who concluded in his The Natural History of Destruction (2003) that area bombing had "such a momentum of its own that short-term corrections of course and restrictions were more or less ruled out", Taylor sees an illustration of how, in time of war, military expedient deranges moral judgement: "By 1945, in the air war, individual choice . . . was all but irrelevant. All that mattered was the things worth bombing, and everything other was hardly considered.

"Then the war ended, the fighting ceased, and the world awoke from its terrible dream. The defeated had only survival to think of, but among the victorious nations this was when people started to turn to one another in shamed amazement and ask: 'Did we really do that?'"

 

FRANKFURTER RUNDSCHAU

Erscheinungsdatum 10.02.2005
 

Gewaltschraube des Krieges

Der britische Historiker Frederick Taylor gibt eine zuverlässige Darstellung der Bombardierung Dresdens

VON STEPHAN REINHARDT

 Frederick Taylor: Dresden, Dienstag, 13. Februar 1945. Militärische Logik oder blanker Terror. C. Bertelsmann Verlag, München 2004, 640 Seiten, 26 Euro.

Die Zerstörung der Altstadt von Dresden am 13. / 14. Februar 1945 durch britische und amerikanische Bomber bezahlten 25 bis 30 000 Menschen mit ihrem Leben. Folgte dieses Bombardement militärischer Logik oder war es schiere Grausamkeit? Neonazis und Rechtsradikale bezeichnen diesen Bombenangriff heute als anglo-amerikanischen "Holocaust", verfälschen die Opferzahlen bis auf Hunderttausend und mehr. Aber auch die Majorität der Bürger sieht in diesem Bombenangriff einen Akt blanken Terrors: Terror gegen eine "offene", von Flüchtlingen überfüllte, architektonisch einmalige Stadt der Künste. Ausgeführt auch mit Phosphorbomben und Menschen jagenden Tieffliegern, und obendrein kurz vor Ende des Krieges: militärisch völlig sinnlos.

War es so? Obwohl Götz Bergander, ein Dresdner Augenzeuge, bereits 1977 in seinem Standardwerk Dresden im Luftkrieg nachgewiesen hat, dass es in Dresden weder Phosphorbomben noch Tiefflieger gab, halten sich solche Legenden hartnäckig bis heute. Das Sachbuch Tiefflieger über Dresden? Legenden und Wirklichkeit von Helmut Schnatz wird von Dresdner Buchhandlungen boykottiert. Legende ist auch, das zeigt jetzt die große Studie Dresden, Dienstag, 13. Februar 1945 des britischen Schriftstellers und Historikers Frederick Taylor, dass die Bombardierung Dresdens angeblich keiner militärischen Logik gefolgt und ausschließlich Terror gewesen sei.

Sie war, stellt Taylor fest, auch Terror, nämlich der grausame Terror des Krieges. Installiert hat diesen Terror das "Dritte Reich". Es war die deutsche Luftwaffe, die im November 1940 die alte City von Coventry durch Bomben und Großbrand erheblich zerstörte - in einem bis dahin neuen, katastrophalen Grad der Vernichtung. Die Zerstörung städtischer Infrastruktur - diese Lehre zog die Royal Air Force aus der deutschen Bombardierung von Coventry - fügte dem Gegner ebenso Schaden zu wie die Bombardierung von Industrie- und Rüstungsanlagen.

Taylor, der einen weiten Bogen spannt, bringt in Erinnerung, dass das "moral bombing", die Demoralisierung der Zivilbevölkerung durch Bombardierungen, bereits im Ersten Weltkrieg von deutscher Seite aus in den Krieg eingeführt wurde und daraufhin Doktrin aller Kriegsparteien wurde. Und da der Logik des Krieges entsprechend, so Taylors schlüssige Argumentation, eine Kriegspartei alle Waffen, die sie besitzt, einsetzen wird, solange keine Abschreckung existiert, wurde das Bombardieren als Terrorwaffe Usus: zunächst deutscherseits grausam vorgeführt 1937 in Guernica, zu Beginn des Zweiten Weltkrieges in Warschau, dann mit dem Überfall auf die Niederlande und Frankreich in Rotterdam, schließlich in London.

Die Zerstörung von Coventry

Von September bis Silvester 1940 kamen bei 57 Nachtangriffen auf London 14 000 Einwohner ums Leben. London und die Zerstörung von Coventry setzten den Mechanismus der Vergeltung in Gang. Als Antwort ließ Richard Harris, Oberbefehlshaber des RAF Bomber Command, die Stadtkerne von Mannheim und Lübeck bombardieren. Hitler drehte daraufhin die Terrorschraube weiter. Er erteilte den Befehl, englische Kulturzentren anzugreifen, und ließ 1942 historische Stadtjuwele wie Bath, Exeter, Canterbury, Norwich und York bombardieren. Wieder reagierten Harris' Bomber: Im Feuersturm von Hamburg - erzielt durch die Kombination von Spreng- und Brandbomben - kamen allein 40 000 Menschen ums Leben.

Es war diese militärische Logik der Bombardierung von Rüstungsanlagen sowie von zivilen Zentren zum Zwecke der Schwächung und Demoralisierung des Gegners, die die sächsische Metropole Dresden gegen Ende des Krieges ins Visier der Alliierten brachte. Dresden war eine alte Hochburg Nazideutschlands, mit einem großspurig auftretenden Gauleiter und einer weitgehend NS-loyalen Bevölkerung. Frederick Taylor zeigt zugleich, dass die Stadt ein bedeutender Verkehrsknotenpunkt sowohl für Soldaten als auch für Rüstungsindustrie war.

Die Rüstungsgüter gingen an die nur noch etwa 150 Kilometer entfernte russische Front. Nahezu alle Fabriken Dresdens und vor allem die optische sowie Elektro- und Fernmeldeindustrie arbeiteten noch im Februar 1945 mit zahllosen Zwangsarbeitern fieberhaft für den militärischen Nachschub. Selbst in der nahen Meißner Porzellanmanufaktur wurden Fernschreiber für die Wehrmacht hergestellt. Als auf Bitten der Sowjets angloamerikanische Bomber am 13. / 14 Februar 1945 auf Dresden zuflogen, war die Stadt - so Taylor - "keine ,offene Stadt', sondern ein funktionierendes feindliches Verwaltungs-, Industrie- und Verkehrszentrum" nahe an der Front.

Dass der Angriff auf Dresden der verheerendste in Deutschland wurde, war auch Zufall. Für die anfliegenden Bomber riss der in dieser Nacht über Deutschland bewölkte Himmel kurz vor Dresden auf und machte das Ziel sichtbar; die Luftabwehr war ausgefallen; der Luftschutz sträflich vernachlässigt worden. NSDAP und Bürger hatten sich im Glauben gewogen, das barocke Elbflorenz Dresden werde nicht bombardiert.

Militärische Logik

Frederick Taylor, der auch die Goebbelstagebücher ins Englische übertragen hat, vermeidet jeden schrillen Ton. Er weist sich als ein behutsamer Chronist und Historiker des Bombenkrieges; seine Darstellung, die sich an die von Götz Bergander und etlichen Augenzeugen anschließt, ist die bisher objektivste und zuverlässigste sowohl des Bombenkrieges als auch der Bombardierung Dresdens. Taylor wendet sich gegen Krieg und dessen allgemeiner Gewaltschraube und damit gegen die militärische Logik der Bombardierungen. Aber er zitiert auch Thomas Manns BBC-Statement kurz nach der Zerstörung von dessen Heimatstadt Lübeck: "Ich denke an Coventry - und ich habe nichts einzuwenden gegen die Lehre, daß alles bezahlt werden muß. Hat Deutschland geglaubt, es werde für die Untaten, die sein Vorsprung in der Barbarei ihm gestattete, niemals zu zahlen haben?"

Es war Deutschland, das sich durch sein Verhalten - durch rassisch legitimierte Vernichtungskriege und durch den Holocaust - aus der Gemeinschaft der zivilisierten Völker ausgeschlossen hat. Die zerstörerischste neue Waffe des Zweiten Weltkrieges, das Bombenflugzeug, hat es als erster massiv eingesetzt.