13-9-2000

 

Johann Wolfgang von Goethe

(1749-1832)

              Ulrike von Levetzow, here                     

Erlkönig

Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?
Es ist der Vater mit seinem Kind;
er hat den Knaben wohl in dem Arm,
er fasst ihn sicher, er hält ihn warm.

Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht? -
Siehst Vater, du den Erlkönig nicht?
Den Erlkönig mit Kron' und Schweif? -
Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif.

"Du liebes Kind, komm, geh mit mir!
Gar schöne Spiele spiel' ich mit dir;
manch bunte Blumen sind an dem Strand,
meine Mutter hat manch gülden Gewand."

Mein Vater, mein Vater, und hörest du nicht,
was Erlenkönig mir leise verspricht? -
Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind:
In dürren Blättern säuselt der Wind.

"Willst, feiner Knabe, du mit mir gehn?
Meine Töchter sollen dich warten schön;
meine Töchter führen den nächtlichen Reihn,
und wiegen und tanzen und singen dich ein."

Mein Vater, mein Vater und siehst du nicht dort
Erlkönigs Töchter am düstern Ort? -
Mein Sohn, mein Sohn, ich seh' es genau:
Es scheinen die alten Weiden so grau.

"Ich liebe dich, mich reizt deine schöne Gestalt;
und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt."
Mein Vater, mein Vater, jetzt fasst er mich an!
Erlkönig hat mir ein Leids getan! -

Dem Vater grauset's, er reitet geschwind,
er hält in den Armen das ächzende Kind,
erreicht den Hof mit Mühe und Not;
in seinen Armen das Kind war tot.

 

 

 

THE ERL-KING

Who rides there so late through the night dark and drear?
The father it is, with his infant so dear;
He holdeth the boy tightly clasp'd in his arm,
He holdeth him safely, he keepeth him warm.

"My son, wherefore seek'st thou thy face thus to hide?"
"Look, father, the Erl-King is close by our side!
Dost see not the Erl-King, with crown and with train?"
"My son, 'tis the mist rising over the plain."

"Oh, come, thou dear infant! oh come thou with me!
Full many a game I will play there with thee;
On my strand, lovely flowers their blossoms unfold,
My mother shall grace thee with garments of gold."

"My father, my father, and dost thou not hear
The words that the Erl-King now breathes in mine ear?"
"Be calm, dearest child, 'tis thy fancy deceives;
'Tis the sad wind that sighs through the withering leaves."

"Wilt go, then, dear infant, wilt go with me there?
My daughters shall tend thee with sisterly care
My daughters by night their glad festival keep,
They'll dance thee, and rock thee, and sing thee to sleep."

"My father, my father, and dost thou not see,
How the Erl-King his daughters has brought here for me?"
"My darling, my darling, I see it aright,
'Tis the aged grey willows deceiving thy sight."

"I love thee, I'm charm'd by thy beauty, dear boy!
And if thou'rt unwilling, then force I'll employ."
"My father, my father, he seizes me fast,
Full sorely the Erl-King has hurt me at last."

The father now gallops, with terror half wild,
He grasps in his arms the poor shuddering child;
He reaches his courtyard with toil and with dread,--
The child in his arms finds he motionless, dead.

                                1782.

Translated by Edgar Alfred Bowring

 

 

 

 

Wanderers Nachtlied

Über allen Gipfeln
Ist Ruh,
In allen Wipfeln
Spürest du
Kaum einen Hauch;
Die Vögelein schweigen im Walde.
Warte nur, balde
Ruhest du auch.

 

 

 

THE WANDERER'S NIGHT-SONG.

THOU who comest from on high,

Who all woes and sorrows stillest,
Who, for twofold misery,

Hearts with twofold balsam fillest,
Would this constant strife would cease!

What are pain and rapture now?
Blissful Peace,

To my bosom hasten thou!

                                1789

          Translated by Edgar Alfred Bowring

 

 

 

Lebensregel

Willst du dir ein hübsch Leben zimmern,
Mußt dich ums Vergangne nicht bekümmern,
Das Wenigste muß dich verdrießen;
Mußt stets die Gegenwart genießen,
Besonders keinen Menschen hassen
Und die Zukunft Gott überlassen

 

 

 

THE RULE OF LIFE.

IF thou wouldst live unruffled by care,
Let not the past torment thee e'er;
As little as possible be thou annoy'd,
And let the present be ever enjoy'd;
Ne'er let thy breast with hate be supplied,
And to God the future confide.

                                1815

Translated by Edgar Alfred Bowring

 

 

 

 

 

Das Göttliche

Edel sei der Mensch,
Hilfreich und gut!
Denn das allein
Unterscheidet ihn
Von allen Wesen,
Die wir kennen.

Heil den unbekannten
Höhern Wesen,
Die wir ahnen!
Ihnen gleiche der Mensch!
Sein Beispiel lehr uns
Jene glauben.

Denn unfühlend
Ist die Natur:
Es leuchtet die Sonne
Über Bös und Gute,
Und dem Verbrecher
Glänzen wie dem Besten
Der Mond und die Sterne.

Wind und Ströme,
Donner und Hagel
Rauschen ihren Weg
Und ergreifen
Vorüber eilend
Einen um den andern.

Auch so das Glück
Tappt unter die Menge,
Faßt bald des Knaben
Lockige Unschuld,
Bald auch den kahlen
Schuldigen Scheitel.

Nach ewigen, ehrnen,
Großen Gesetzen
Müssen wir alle
Unsreres Daseins
Kreise vollenden.

Nur allein der Mensch
Vermag das Unmögliche:
Er unterscheidet,
Wählet und richtet;
Er kann dem Augenblick
Dauer verleihen.

Er allein darf
Den Guten lohnen,
Den Bösen strafen,
Heilen und retten,
Alles Irrende, Schweifende
Nützlich verbinden.

Und wir verehren
Die Unsterblichen,
Als wären sie Menschen,
Täten im großen,
Was der Beste im kleinen
Tut oder möchte.

Der edle Mensch
Sei hilfreich und gut!
Unermüdet schaff er
Das Nützliche, Rechte,
Sei uns ein Vorbild
Jener geahneten Wesen!

 

 

      O DIVINO

 

Nobre Seja o homem,

Solicito e bom!

Pois isso apenas

O distingue

De todos os seres

Que conhecemos.

 

Louvemos os seres

Supremos, ignotos,

Que pressentimos!

A eles deve igualar-se o homem!

Que o seu exemplo nos ensine

A crer naqueles.

 

Pois insensível

É a Natureza:

O Sol alumia

Os maus e os bons,

E o criminoso

Vê como os melhores

Brilhar Lua e estrelas.

 

O vento e as torrentes

Trovão e granizo,

Desabam com estrondo

E atingem

No seu ímpeto

Um após outro.

 

Também a sorte anda

Às cegas entre a multidão

E escolhe, ora os cabelos

Inocentes do menino,

Ora a cabeça calva

Do culpado.

 

Grandes leis

Eternas, de bronze,

Regem os ciclos

Que todos temos de percorrer

Na nossa existência.

 

Mas só o homem

Consegue o impossível:

Pois sabe distinguir,

Escolher e julgar;

Por ele o instante

Ganha duração.

 

Só ele pode

Premiar os bons,

Castigar os maus,

Curar e salvar,

Unir com sentido

O que erra e se perde.

 

E nós veneramos

Os imortais

Como se homens fossem,

E em grande fizessem

O que em pequeno os melhores

Fazem ou desejam.

 

Que o homem nobre

Seja solícito e bom!

incansável, crie

O útil, o justo,

E nos seja exemplo

Daqueles seres que pressentimos!

 

 

                 Tradução de João Barrento

  

 

 

Der Fischer

Das Wasser rauscht', das Wasser schwoll,
ein Fischer saß daran,
sah nach dem Angel ruhevoll,
kühl bis ans Herz hinan.
Und wie er sitzt und wie er lauscht,
teilt sich die Flut empor;
aus dem bewegten Wasser rauscht
ein feuchtes Weib hervor.

Sie sang zu ihm, sie sprach zu ihm:
Was lockst du meine Brut
mit Menschenwitz und Menschenlist
hinauf in Todesglut?
Ach wüßtest du, wie's Fischlein ist
so wohlig auf dem Grund,
du stiegst herunter, wie du bist,
und würdest erst gesund.

Labt sich die liebe Sonne nicht,
der Mond sich nicht im Meer?
Kehrt wellenatmend ihr Gesicht
nicht doppelt schöner her?
Lockt dich der tiefe Himmel nicht,
das feuchtverklärte Blau?
Lockt dich dein eigen Angesicht
nicht her in ew'gen Tau?

Das Wasser rauscht', das Wasser schwoll,
netzt' ihm den nackten Fuß;
sein Herz wuchs ihm so sehnsuchtsvoll,
wie bei der Liebsten Gruß.
Sie sprach zu ihm, sie sang zu ihm;
da war's um ihn geschehn:
Halb zog sie ihn, halb sank er hin
und ward nicht mehr gesehn.

(1778)

 

O PESCADOR

 

 A água espumava, a água subia,

Junto dela, o pescador

Tranquilo a sua linha seguia,

De coração sem temor.

E assim sentado, assim a olhar,

Vê a onda crescer e abrir;

E sai da agitação do mar

Uma donzela a escorrer.

 

 

E ela cantou, e ela falou:

«Porque atrais a minha prole

Com a tua astúcia e o engenho teu,

Para o calor mortal do Sol?

Se fosses peixe saberias

Como no fundo se está bem,

E assim como estas mergulharias,

E salvavas-te enfim.

 

 

Não se deleita o Sol no mar,

E a Lua? É vê-los

Voltarem depois. ao respirar

As ondas, bem mais belos!

Não sentes a atracção do céu,

Do húmido azul transfigurado?

E não te atrai o rosto teu

Para aqui, eterno e orvalhado?»

 

 

A água espumava, a água subia,

Já os pés lhe molhava,

Já o coração ansiava.

E ela falou, e ela cantou,

Ele não resistiu:

Atrai-o ela, ele se afundou,

E ninguém mais o viu.

 

          

       Tradução de João Barrento

 

 

 

 

 

Trilogie der Leidenschaft

 

An Werther

Noch einmal wagst du, vielbeweinter Schatten,
Hervor dich an das Tageslicht,
Begegnest mir auf neubeblümten Matten,
Und meinen Anblick scheust du nicht.
Es ist, als ob du lebtest in der Frühe,
Wo uns der Tau auf einem Feld erquickt
Und nach des Tages unwillkommner Mühe
Der Scheidesonne letzter Strahl entzückt;
Zum Bleiben ich, zum Scheiden du erkoren,
Gingst du voran – und hast nicht viel verloren.

Des Menschen Leben scheint ein herrlich Los:
Der Tag wie lieblich, so die Nacht wie groß!
Und wir, gepflanzt in Paradieses Wonne,
Genießen kaum der hocherlauchten Sonne,
Da kämpft sogleich verworrene Bestrebung
Bald mit uns selbst und bald mit der Umgebung;
Keins wird vom andern wünschenswert ergänzt,
Von außen düsterts, wenn es innen glänzt,
Ein glänzend Äußres deckt ein trüber Blick,
Da steht es nah – und man verkennt das Glück.

Nun glauben wirs zu kennen! Mit Gewalt
Ergreift uns Liebreiz weiblicher Gestalt:
Der Jüngling, froh wie in der Kindheit Flor,
Im Frühling tritt als Frühling selbst hervor,
Entzückt, erstaunt, wer dies ihm angetan?
Er schaut umher – die Welt gehört ihm an.
Ins Weite zieht ihn unbefangne Hast,
Nichts engt ihn ein, nicht Mauer, nicht Palast;
Wie Vögelschar an Wäldergipfeln streift,
So schwebt auch er, der um die Liebste schweift,
Er sucht vom Äther, den er gern verläßt,
Den treuen Blick, und dieser hält ihn fest.

Doch erst zu früh und dann zu spät gewarnt,
Fühlt er den Flug gehemmt, fühlt sich umgarnt.
Das Wiedersehn ist froh, das Scheiden schwer,
Das Wieder-Wiedersehn beglückt noch mehr,
Und Jahre sind im Augenblick ersetzt;
Doch tückisch harrt das Lebewohl zuletzt.

Du lächelst, Freund, gefühlvoll wie sich ziemt:
Ein gräßlich Scheiden machte dich berühmt;
Wir feierten dein kläglich Mißgeschick.
Du ließest uns zu Wohl und Weh zurück.
Dann zog uns wieder ungewisse Bahn
Der Leidenschaften labyrinthisch an;
Und wir, verschlungen wiederholter Not,
Dem Scheiden endlich – Scheiden ist der Tod!
Wie klingt es rührend, wenn der Dichter singt,
Den Tod zu meiden, den das Scheiden bringt!
Verstrickt in solche Qualen, halbverschuldet,
Geh ihm ein Gott, zu sagen, was er duldet.

 

 

 

TRILOGIA DA PAIXÃO

 

                   A Werther

 

Uma vez mais, fantasma tão chorado,

À luz do dia te atreves a aflorar,

Entre as flores novas te encontro, no prado,

E não te faz tremer o meu olhar.

É como se vivesses na manhã,

Quando, num campo, o orvalho nos alivia,

Depois do dia e seu ingrato afã

O último raio de sol nos delicia;

Eleito eu para ficar, tu para partir,

Adiante foste — sem muito perder.

 

Parece a vida humana uma bela surpresa:

O dia, que prazer! E a noite, que grandeza!

E nós, plantados num paraíso tal.

Mal desfrutamos do magnífico sol,

Em ambições e lutas confundidos

Ou connosco ou com o mundo envolvidos;

Ninguém completa o outro em sã partilha,

Lá fora há sombras quando noss’ alma brilha

Um brilho externo cega o meu turvo olhar,

Está perto a sorte — e deixamo-la passar.

 

Julgamos conhecê-la! E à força então

Vence a mulher e a sua sedução:

O jovem, feliz como na infância o era

Transforma-se na própria Primavera,

Pergunta, estupefacto : que aconteceu ?

Olha em redor, e o mundo é todo seu.

Pressa incontida arrasta-o para o longe,

Nem muralha nem palácio o constrange;

Como bando de pássaros rasando

As copas, ele a amada vai rondando

Busca, do éter que deixar pretende,

O olhar fiel, e é este que o prende.

 

Mas prematuro, ou tardio, e o aviso,

Algo lhe tolhe o voo, sente-se preso,

Alegre o encontro, penosa a despedida,

O reencontro alegra-o mais ainda,

E num momento anos recupera,

Mas o pérfido adeus já os espera.

 

Sorris, amigo, como convém, sensível,

Deu-te fama a partida terrível

Celebrámos teu destino fatal,

Cá nos deixaste, para o bem e para o mal:

Depois voltámos ao trilho indistinto

Das paixões perdidas no labirinto;

Enredámo-nos de novo na má sorte,

Na partida por fim — partida é morte!

Canta o poeta, e como nos apraz,

Fugindo à morte que a partida traz!

Mergulhado em tal dor — culpa nem tanto —.

Que um deus lhe dê dizer seu sofrimento.

 

                 Tradução de João Barrento

 

 

 

Elegie

 

 

Und wenn der Mensch in seiner Qual verstummt,
Gab mir ein Gott, zu sagen, was ich leide.

 

Was soll ich nun vom Wiedersehen hoffen,
Von dieses Tages noch geschlossner Blüte?
Das Paradies, die Hölle steht dir offen;
Wie wankelsinnig regt sichs im Gemüte! –
Kein Zweifel mehr! Sie tritt ans Himmelstor,
Zu ihren Armen hebt sie dich empor.

 

So warst du denn im Paradies empfangen,
Als wärst du wert des ewig schönen Lebens;
Dir blieb kein Wunsch, kein Hoffen, kein Verlangen,
Hier war das Ziel des innigsten Bestrebens,
Und in dem Anschaun dieses einzig Schönen
Versiegte gleich der Quell sehnsüchtiger Tränen.

 

Wie regte nicht der Tag die raschen Flügel,
Schien die Minuten vor sich her zu treiben!
Der Abendkuß, ein treu verbindlich Siegel:
So wird es auch der nächsten Sonne bleiben.
Die Stunden glichen sich im sanften Wandern,
Wie Schwestern zwar, doch keine ganz den andern.

 

Der Kuß, der letzte, grausam süß, zerschneidend
Ein herrliches Geflecht verschlungner Minnen –
Nun eilt, nun stockt der Fuß, die Schwelle meidend,
Als trieb ein Cherub flammend ihn von hinnen;
Das Auge starrt auf düstrem Pfad verdrossen,
Es blickt zurück: die Pforte steht verschlossen.

 

Und nun verschlossen in sich selbst, als hätte
Dies Herz sich nie geöffnet, selige Stunden
Mit jedem Stern des Himmels um die Wette
An ihrer Seite leuchtend nicht empfunden;
Und Mißmut, Reue, Vorwurf, Sorgenschwere
Belastens nun in schwüler Atmosphäre.

 

Ist denn die Welt nicht übrig? Felsenwände,
Sind sie nicht mehr gekrönt von heiligen Schatten?
Die Ernte, reift sie nicht? Ein grün Gelände,
Zieht sichs nicht hin am Fluß durch Busch und Matten?
Und wölbt sich nicht das überweltlich Große,
Gestaltenreiche, bald Gestaltenlose?

 

Wie leicht und zierlich, klar und zart gewoben
Schwebt, seraphgleich, aus ernster Wolken Chor,
Als glich es ihr, am blauen Äther droben
Ein schlank Gebild aus lichtem Dunst empor;
So sahst du sie in frohem Tanze walten,
Die lieblichste der lieblichen Gestalten.

 

Doch nur Momente darfst dich unterwinden
Ein Luftgebild statt ihrer festzuhalten;
Ins Herz zurück! dort wirst du's besser finden,
Dort regt sie sich in wechselnden Gestalten:
Zu Vielen bildet Eine sich hinüber,
So tausendfach, und immer, immer lieber.

 

Wie zum Empfang sie an den Pforten weilte
Und mich von dannauf stufenweis beglückte,
Selbst nach dem letzten Kuß mich noch ereilte,
Den letzesten mir auf die Lippen drückte:
So klar beweglich bleibt das Bild der Lieben
Mit Flammenschrift ins treue Herz geschrieben.

 

Ins Herz, das fest, wie zinnenhohe Mauer,
Sich ihr bewahrt und sie in sich bewahret,
Für sie sich freut an seiner eignen Dauer,
Nur weiß von sich, wenn sie sich offenbaret,
Sich freier fühlt in so geliebten Schranken
Und nur noch schlägt, für alles ihr zu danken.

 

War Fähigkeit zu lieben, war Bedürfen
Von Gegenliebe weggelöscht, verschwunden,
Ist Hoffnungslust zu freudigen Entwürfen,
Entschlüssen, rascher Tat sogleich gefunden!
Wenn Liebe je den Liebenden begeistet,
Ward es an mir aufs lieblichste geleistet;

 

Und zwar durch sie! – Wie lag ein innres Bangen
Auf Geist und Körper, unwillkommner Schwere,
Von Schauerbildern rings der Blick umfangen
Im wüsten Raum beklommner Herzensleere;
Nun dämmert Hoffnung von bekannter Schwelle:
Sie selbst erscheint in milder Sonnenhelle.

 

Dem Frieden Gottes, welcher euch hienieden
Mehr als Vernunft beseliget – wir lesens –
Vergleich ich wohl der Liebe heitern Frieden
In Gegenwart des allgeliebten Wesens;
Da ruht das Herz, und nichts vermag zu stören
Den tiefsten Sinn: den Sinn, ihr zu gehören.

 

In unsers Busen Reine wogt ein Streben,
Sich einem Höhern, Reinern, Unbekannten
Aus Dankbarkeit freiwillig hinzugeben,
Enträtselnd sich den ewig Ungenannten;
Wir heißens: fromm sein! – Solcher seligen Höhe
Fühl ich mich teilhaft, wenn ich vor ihr stehe.

 

Vor ihrem Blick wie vor der Sonne Walten,
Vor ihrem Atem wie vor Frühlingslüften,
Zerschmilzt, so längst sich eisig starr gehalten,
Der Selbstsinn tief in winterlichen Grüften;
Kein Eigennutz, kein Eigenwille dauert,
Vor ihrem Kommen sind sie weggeschauert.

 

Es ist, als wenn sie sagte: Stund um Stunde
Wird uns das Leben freundlich dargeboten
Das Gestrige ließ uns geringe Kunde,
Das Morgende – zu wissen ist verboten!
Und wenn ich je mich vor dem Abend scheute,
Die Sonne sank und sah noch, was mich freute.

 

Drum tu wie ich und schaue, froh verständig
Dem Augenblick ins Auge! Kein Verschieben!
Begegn ihm schnell, wohlwollend wie lebendig,
Im Handeln sei's, zur Freude, sei's dem Lieben!
Nur wo du bist, sei alles immer kindlich,
So bist du alles, bist unüberwindlich.«

 

Du hast gut reden, dacht ich: zum Geleite
Gab dir ein Gott die Gunst des Augenblickes,
Und jeder fühlt an deiner holden Seite
Sich Augenblicks den Günstling des Geschickes;
Mich schreckt der Wink, von dir mich zu entfernen –
Was hilft es mir, so hohe Weisheit lernen!

 

Nun bin ich fern! Der jetzigen Minute,
Was ziemt denn der? Ich wüßt es nicht zu sagen.
Sie bietet mir zum Schönen manches Gute;
Das lastet nur, ich muß mich ihm entschlagen
Mich treibt umher ein unbezwinglich Sehnen,
Da bleibt kein Rat als grenzenlose Tränen.

 

So quellt denn fort und fließet unaufhaltsam –
Doch nie geläng's, die innre Glut zu dämpfen!
Schon rasts und reißt in meiner Brust gewaltsam –
Wo Tod und Leben grausend sich bekämpfen.
Wohl Kräuter gäbs, des Körpers Qual zu stillen;
Allein dem Geist fehlts am Entschluß und Willen,

 

Fehlts am Begriff: wie sollt er sie vermissen?
Er wiederholt ihr Bild zu tausend Malen.
Das zaudert bald, bald wird es weggerissen,
Undeutlich jetzt und jetzt im reinsten Strahlen.
Wie könnte dies geringstem Troste frommen,
Die Ebb und Flut, das Gehen wie das Kommen?

 

Verlasst mich hier, getreue Weggenossen!
Lasst mich allein am Fels, in Moor und Moos;
Nur immer zu! euch ist die Welt erschlossen,
Die Erde weit, der Himmel hehr und groß;
Betrachtet, forscht, die Einzelheiten sammelt,
Naturgeheimnis werde nachgestammelt.

 

Mir ist das All, ich bin mir selbst verloren,
Der ich noch erst den Göttern Liebling war;
Sie prüften mich, verliehen mir Pandoren,
So reich an Gütern, reicher an Gefahr;
Sie drängten mich zum gabeseligen Munde,
Sie trennen mich - und richten mich zugrunde.

 

 

 

 

Elegia

 

E quando o homem emudece de dor

Um deus me deu dizer tudo o que sofro.

  

Que hei-de eu então do reencontro esperar,

Do botão deste dia inda fechado?

Paraíso e inferno, de par em par

Se abrem ao meu espírito desvairado

Não tenho dúvidas! Ao céu vai subir,

P’ra nos braços a ti te receber.

 

E assim no paraíso já te vejo,

No eterno e belo reino, sem merecê-lo;

Não te restou esperança, ânsia, desejo,

Era esta a meta do mais íntimo anelo,

E ante uma tal beleza nasce o espanto,

Secou a fonte de nostálgico pranto.

 

Que célere o bater de asas do dia!

Um a um os minutos a ceder!

À noite, o beijo - o selo que nos unia:

E assim será com o Sol que há-de nascer.

Correm as horas, iguais e indolentes,

Todas irmãs, e todas tão diferentes.

 

O beijo, o derradeiro, doce cruel,

Rasga a trama sublime deste amor.

O pé apressa-se, pára, foge do umbral,

Expulso pelo anjo de espada a flamejar;

Fixa o olhar o caminho, enfadado,

Volta-se, triste — o portão está fechado.

 

Fechado em si agora o coração.

Como se nunca aberto se tivesse

Nem, com os astros em competição,

Com ela horas de sonho disfrutasse;

E arrependimentos, cuidados, desprazer,

Como ar de chumbo sobre ele a pesar.

 

Mas não nos resta o mundo? -  Estes rochedos.

De sombras sacras não estão coroados?

Não sazona a colheita? E os campos verdes

Não se estendem por rios, bosques e prados?

E não se arqueia a cósmica grandeza,

Ou rica em formas, ou nua de beleza?

 

Grácil e leve, em claro tecido, aéreo,

Paira, seráfica, entre brumas estelares,

Como que a ela igual, no azul etéreo,

Forma esbelta, de diáfanos vapores:

Assim a viste dançando, esplendorosa,

Das formas graciosas a mais graciosa.

 

Mas só por uns instantes ousaras

Um fantasma reter em seu lugar;

Volta ao coração! Aí a encontrarás,

Em mil formas se oferecendo ao teu olhar;

E uma verás em muitas convertida,

Em milhares delas, cada vez mais querida.

 

Ficava às portas, como para receber-me,

Passo a passo me levando ao desvairo;

Depois do último beijo inda alcançar-me

Para nos lábios me pôr o derradeiro:

E fica-me essa imagem clara e viva

No coração fiel a fogo escrita.

 

Muralha alcandorada, o coração,

Que a guarda em si e se guarda para ela,

Que por ela se alegra com a própria duração,

Só de si sabe quando ela se revela,

Se sente livre nessa amada prisão,

E por ela bate, todo gratidão.

 

Se morta e apagada estava em mim

A vontade de amar, de ser amado,

Logo o desejo de nova acção senti,

De decisões, projectos esperançados!

E se é verdade que o amor inspira o amante,

Eu próprio disso sou prova eloquente;

 

E a ela o devo! Que angústia interior,

No corpo e n’ alma odiada opressão:

Assediado por imagens de terror,

No deserto vazio do coração:

Mas nasce a esperança no conhecido umbral,

E ela mesma aparece, um claro Sol.

 

À paz de Deus que neste mundo a vós

a razão consola — é o que lemos —

Comparo do amor a serena paz

Na presença do ser que mais amamos’

Repousa o coração, e nada abala

Este forte sentir de ser só dela.

 

Na nossa alma pura há uma saudade

De só nos darmos, em gesto livre e grato,

A uma pura, ignota, alta entidade,

Desvelando em nós o eterno Inominado;

Devoção lhe chamamos, e eu sinto

Esse êxtase quando ante ela me encontro.

 

O seu olhar, como a força do Sol,

O seu hálito, como a brisa de Maio,

Faz degelar, como em cripta invernal,

O egoísmo que o tempo inteiriçou;

Não há interesse, vontade, que resistam,

Quando ela chega logo eles se dissipam.

 

É como se dissesse: «De hora a hora

Amavelmente a vida nos é dada,

O que ontem foi, mal o temos agora.

A ciência do futuro é-nos vedada:

E sempre que à noitinha tive medo,

O pôr do Sol me encontrou vivo e ledo.

 

«Por isso, faz como eu e olha, sensato,

O instante de frente, sem adiar!

Enfrenta-o logo, benévolo, animado,

Quer para o prazer da acção, quer para amar:

Onde estiveres, sê tudo, infantilmente,

E serás tudo, insuperável sempre.»

 

Tu falas bem, pensei, e a ti te deu

Um deus por companhia o dom do instante,

E cada um num instante se sente a teu

Lado ao dom dos Fados pretendente;

Assusta-me o sinal que a num de ti

Me afasta — tanto saber para quê?

 

Estou longe agora! Ao minuto que passa

Que coisa convém mais? Não sei dizer;

Algo de bom me oferece, com a beleza,

Mas só me pesa, tenho de o repelir;

Move-me a ânsia indócil que há em mim

E o que me resta são lágrimas sem fim.

 

Brotai então, e correi sem parar,

Mas o fogo interior não esfriareis!

Um furor louco meu peito quer rasgar,

Vida e morte entram em luta feroz.

Para a dor do corpo mezinha iria achar,

Mas falta ao espírito a decisão, o querer,

 

E o entendimento: como passar sem ela?

E mil vezes convoca a sua imagem,

Que ora lhe é roubada, ora vacila,

Nítida agora, depois uma miragem;

Virá alguma vez consolação

Do vaivém das marés do coração?

 

Deixai-me aqui, meus fiéis companheiros,

Entre pântano e musgo, numa fraga;

O mundo abre-se a vós. Ide, ligeiros!

Sublime e grande é o Céu, a Terra larga;

Estudai, juntai os factos, e na procura

Balbuciai os segredos da Natura.

 

Perdi o Todo, de mim já me perdera,

Eu, ainda há pouco o eleito dos deuses.

À prova me puseram, veio Pandora

Cheia de bens, e inda mais de reveses:

A uma pródiga boca me prenderam,

E com a separação morte me deram.

 

                 Tradução de João Barrento

 

 

 

 

 

Aussöhnung

 

 

Die Leidenschaft bringt Leiden! – Wer beschwichtigt
Beklommnes Herz, das allzuviel verloren?
Wo sind die Stunden, überschnell verflüchtigt?
Vergebens war das Schönste dir erkoren!
Trüb ist der Geist, verworren das Beginnen;
Die hehre Welt, wie schwindet sie den Sinnen!

 

 

Da schwebt hervor Musik mit Engelschwingen,
Verflicht zu Millionen Tön um Töne,
Des Menschen Wesen durch und durch zu dringen,
Zu überfüllen ihn mit ewger Schöne;
Das Auge netzt sich, fühlt im höhern Sehnen
Den Doppelwert der Töne wie der Tränen.

 

Und so das Herz erleichtert merkt behende,
Daß es noch lebt und schlägt und möchte schlagen,
Zum reinsten Dank der überreichen Spende
Sich selbst erwidernd willig darzutragen.
Da fühlte sich – o daß es ewig bliebe! –
Das Doppelglück der Töne wie der Liebe.

 

 

 

 

 

 

                Reconciliação

 

 

Paixão traz sofrimento! — Quem alivia

De tanta perda o coração ferido?

Esvaem-se as mais belas horas do dia.

Para a beleza em vão foste escolhido!

Opaco o espírito, os desígnios confundidos;

A grandeza do mundo escapa-se aos sentidos!

 

 

Mas eis que em asas de anjo vem pairando

A música, que mil sons com sons casa,

A natureza humana penetrando,

Em rica dádiva de eterna beleza:

Os olhos húmidos sentem o supremo dom

Do divino valor da lágrima e do som.

 

E o coração aliviado sabe então

Que vive e bate e quer continuar,

Dando-se todo, em pura gratidão

Pelas graças que ela lhe quis dar.

Sentiu-se aí — ah, se assim sempre for...

A dupla felicidade dos sons e do amor.

                 Tradução de João Barrento

 

 

 

 

 

  As traduções para Português foram extraídas de Obras Escolhidas de Goethe, POESIA, Selecção, Tradução, Prefácio e Notas de João Barrento, Círculo de Leitores, Lisboa, 1993,  ISBN 972-42-0713-7

 

 

Meeres Stille

Tiefe Stille herrscht im Wasser,
Ohne Regung ruht das Meer,
Und bekümmert sieht der Schiffer
Glatte Fläche ringsumher.
Keine Luft von keiner Seite!
Todesstille fürchterlich!
In der ungeheuern Weite
Reget keine Welle sich.

Glückliche Fahrt

Die Nebel zerreißen,
Der Himmel ist helle,
Und Äolus löset
Das ängstliche Band.
Es säuseln die Winde,
Es rührt sich der Schiffer.
Geschwinde! Geschwinde!
Es teilt sich die Welle,
Es naht sich die Ferne;
Schon seh ich das Land!

 

        Mar calmo

 

Uma calmaria profunda paira sobre as águas

Inerte jaz o mar,

E, preocupado, o barqueiro contempla

A lisa superfície em redor.

Nenhuma brisa de lago algum!

Terrível quietude fúnebre!

Na vastidão imensa

Nenhuma onda se agita.

 

 

        Feliz viagem

 

Rasgam-se as brumas,

o céu brilha claro

e Eolo desata

a laçada inquietante.

Sussuram os ventos,

agita-se o barqueiro.

Depressa ! Depressa!

Cindem-se as ondas, aproxima-se a lonjura,

Já avisto a terra!

 

 

 

   

Beethoven musicou em 1822 estas duas poesias para coro e orquestra - Op. 112, dedicada a Goethe. Esta Cantata foi interpretada na Festa da Música no Centro Cultural de Belém, em 22 e 23-4-2005. A tradução para Português é a do programa que então foi distribuído.

 

Outras poesias de Goethe no original alemão, aqui

Em tradução para inglês, aqui.